Geboren in Hamburg im Jahr 1912, studiert Gertrude Goldschmidt – genannt ‚Gego‘ – in den 1930er Jahren an der Technischen Hochschule in Stuttgart bei Paul Bonatz Architektur, bevor sie 1939 über England nach Caracas emigriert. Dort arbeitetet sie zunächst als Architektin und Möbeldesignerin, bevor sie – schon über vierzigjährig – sich der Kunst zuwendet und eine wichtige Künstlerin der Konkreten Kunst und Op-Art Bewegung wird.
Mitte der fünfziger Jahre beginnt Gego, ermutigt durch Alejandro Otero und Jesús Rafael Soto – zwei der wichtigsten venezolanischen, modernen Künstler, sowie Vertreter der Konkreten Kunst und der Op-Art – dreidimensionale Werke zu erschaffen. Sie wird damit zu einer der führenden Vertreterinnen der venezolanischen Kinetik- und Op-Art-Bewegung, obwohl sie sich nie mit einer Bewegung identifiziert. Neben den Arbeit an Skulpturen beginnt sie mit Aquarell, Monotypien und Gravuren zu experimentieren und zeitlebens sucht sie mit ihrer abstrakten und konkreten Kunst nach Beziehung zwischen Objekten und dem architektonischem Raum. Später beginnt sie darüber hinaus, mit Industrieabfällen und Metallen zu arbeiten und experimentiert mit unzähligen Verfahren, um ihre Ideen zu verwirklichen.
In ihrer Skulpturen verwendet Gego zunächst strukturelle Systeme paralleler Linien, die wirken, als wie wenn diese in der Luft gefroren wären, so dass der Betrachter beim Gehen durch die Arbeit verschiedene Varianten erleben kann. Sie experimentiert dabei mit ‚Linien‘ aus Aluminium, Nylon, Edelstahl oder Draht. Ende der sechziger Jahre beginnt sie ihre Liniensysteme in Druckgrafiken zu übertragen. Auch in vielfältigen Aquarellen und Handzeichnungen wird Gegos besonderes Interesse an der Linie als grundlegendes gestalterisches Element deutlich. Als ausgebildete Architektin nutzt sie ihr Wissen über geometrische Formen, Volumina und Körper im Raum als Grundlage für ihre künstlerischen Untersuchungen und gelangt zu einer immer größer werdenden Freiheit und Autonomie der Linie.

Eine ganze Reihe ihrer Gemälde, Zeichnungen und auch Skulpturen finden sich bei WikiArt: Gertrude Goldschmidt; eine ausführliche Biografie in englischer Sprache findet sich im Jewish Womans Archive.
Ich habe bereits mehrfach über Gego geschrieben. Hier die Verweise zu den Artikeln:
Pingback: Gego in Stuttgart – die Architektur einer Künstlerin | Arte Concreta