Noch einmal ein Artikel zum ‚Bauhaus in Moskau‘, den künstlerisch-technischen Werkstätten WChUTEMAS:
„Es sollte ein Sprung in eine bessere Welt werden. Nichts weniger als »Wunder« sollten geschaffen werden, ja, ein neuer Mensch. Kathedralen der Völkerverständigung oder gar fliegende Städte wurden entworfen. An der 1920 in Moskau gegründeten Hochschule WChUTEMAS wurde eine neue Generation Architekten ausgebildet, die für die noch junge Sowjetunion planen und bauen sollte. … Umgesetzt wurden leider nur sehr wenige der faszinierend hochfliegenden Ideen. Die Lehrer der »Höheren Künstlerisch-Technischen Werkstätten« unterrichteten an acht Fakultäten mehrere Tausend Studenten in Vorkursen und anschließenden Studiengängen. Die Architektur sollte als »synthetische Kunst« die verschiedenen Disziplinen vereinen und dabei wissenschaftlichen Gesetzmäßigkeiten folgen. Doch die Schule mit ihren vielen unterschiedlichen Werkstätten, die von Künstlern und Architekten wie El Lissitzky, Naum Gabo, Alexej Schtschussew, Konstantin Melnikow oder Alexander Wesnin geleitet wurden, vertrat keine einheitliche Bewegung, sondern sehr unterschiedliche Ansätze. Daher scheint der Pluralismus der einzige »Ismus« zu sein, der sich an der WChUTEMAS durchsetzte. Während die »Werkstatt des Neuen« einen »Rationalismus mit einer psychoanalytischen Methode« vertrat, verfolgten die übrigen Werkstätten mit so schönen Namen wie »Symbolische Romantik« oder »Lebendige Klassik« ganz andere Ziele. …
Die Entwürfe von Lehrern und Schülern beeindrucken durch ihre Formenvielfalt, Expressivität und den Zukunftsoptimismus. … Die Umsetzung der meisten Entwürfe scheiterte an den begrenzten technischen und finanziellen Mitteln der frühen Sowjetunion. Und an den politischen Verhältnissen: 1930 wurde die Schule geschlossen und die protzige, historistische Architektur der Stalinzeit dominierte von da an die Städte.“
Quelle: WChUTEMAS (Berlin), DB-Bauzeitung online, unter: https://www.db-bauzeitung.de/db-empfiehlt/ausstellungen/wchutemas-berlin/, aufgerufen am 30.05.2018
Parallelentwicklung überall in Europa: großprotzige Stalinsche, Hitlersche, Musolini-Architektur übernahm die Regie.
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