Die Washington Color School und die gewollte Zweidimensionalität

Vorgestern habe ich über die, in den fünfziger Jahren gegründete, Washington Color School geschrieben. Die ‚School‘ ist zunächst eine lose verbundene Gruppe abstrakter Maler, die mit verschiedenen Stilen arbeiten, die aber gemein haben, dass sie sich vom abstrakten Expressionismus lösen wollen. Der Name der Washington Color School stammt vom Titel einer Ausstellung von 1965 in der Washington Gallery of Modern Art, „Washington Color Painters“, kuratiert von Gerald Nordland. Die Ausstellung zeigte Werke von Kenneth Noland, Paul Reed, Morris Louis, Howard Mehring, Thomas Downing und Gene Davis. Darüber werden Leon Berkowitz, Sam Gilliam, Elvine Richard Rankine, Hilda Thorpe und Anne Truitt im Zusammenhang mit der Washington Color School genannt.

Englischsprachige Vorlesung über die Washington Color School (90min)

Mit innovativen Techniken, die sich bewusst vom abstrakten Expressionismus lösen bzw. diesen weiterentwickeln, erschaffen die Maler der Washington Color School einfache Kompositionen, die durch den Einsatz von geometrischen Formen und reinen Farben, Dynamik und Spannung hervorrufen. Vom Kunstkritiker Clement Greenberg als Teil des Kunststils der Nachmalerischen Abstraktion angesehen, wird die Arbeit der Gruppe als Höhepunkt der modernen US-amerikanischen Malerei angesehen. Mit ihrer Betonung der zweidimensionalen Oberfläche der Bildebene und ihrem Mangel an Verweis auf irgendein Thema – im Sinne der Konkreten Kunst – befördert die School die aufkommenden Trends der Farbfeld- und der Hard Edge Malerei. 

Die Maler der Washington Color School verwenden grundsätzlich reine Farben und klare Kanten, um für den Betrachter ein sofortiges visuelles Erlebnis zu schaffen. Dieses optische Erlebnis ist für sie wichtiger als die Vermittlung von Inhalten.

Viele der mit der Washington Color School verbundenen Künstler verwenden die, von der ebenfalls weithin bekannten Farbfeldmalerin Helen Frankenthaler entwickelte, ‚Soak-Stain-Technik‘. Bei dieser Technik wird verdünnte Acrylfarbe auf die nicht grundierte Leinwand aufgebracht und die Farbe sättigt die Leinwand mit den Pigmente vielmehr, als dass Farbschichten aufgetragen werden. Ohne die physischen Farbschichten betont diese Technik die gewollte Zweidimensionalität der Bildebene, die wiederum laut Clement Greenberg eines der Hauptziele der modernen Malerei ist.

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