„In Düsseldorf hatte sich Ende der fünfziger Jahre die Gruppe ZERO gebildet, Otto Piene und Heinz Mack waren die treibenden Kräfte, Günther Uecker stieß bald dazu. Es war keine straff geführte Organisation, es gab keine verpflichtende Programmatik, … Zu den Kollegen, mit denen man in gemeinsamen Ausstellungen auftrat, gehörten Lucio Fontana, Daniel Spoerry, Jean Tinguely und vor allem Yves Klein … Zero war der Nullpunkt, von dem aus etwas Neues in die Welt treten sollte. Zero wollte sich von den geläufigen Künstlermythen lösen. Informel, Tachismus, abstrakter Expressionismus hatten in den Nachkriegsjahren der Subjektivität des Künstlers unverstellt gehuldigt. Zero interessierte das nicht. Schöpfung, nicht Schöpfer war die Devise. …

Zero war eine Kunst der Positivität, ungeheuer optimistisch. „Wir sind für alles.“ Etwas Vitales lag darin und der Wunsch, das Leben zu befeuern und hervorzubringen. Am Nullpunkt sind die Dinge ungeschieden. Alles, was auf Scheidung und Formung hinausläuft, ist ein Zweites. Und wenn also eines die Werke unter dem Stichwort Zero verbindet, dann die Neigung zur Monochromie.
Als eine Steigerung der … Monochromie lässt sich die Achromie sehen, die Farblosigkeit, der „Weiß-Boom“ dieser Jahre, bei Lucio Fontana oder Piero Manzoni etwa. Die Malerei, die alte wie die jüngste, so Piero Manzoni, machte die Leinwand aus einer „Fläche voll unendlicher Möglichkeiten“ zu einem „Behälter“, in den „künstliche Bedeutungen“ hineingestopft werden. „Wäre es nicht besser, die Fläche zu befreien?“
… Zero ist, was es doch unbedingt überwinden wollte: Geschichte. Der Anspruch ging darauf, die Kunst auf Anfang zu stellen. Purifikation war das Ideal, doch nicht Reinigung von Schuld, sondern vom Ballast der Geschichte. Die Künstler träumten vom Sprung aus der geschichtlichen, bedingten Welt, man kann an die Apokalypse denken: ‚Siehe, ich mache alles neu.‘“
Quelle: Stephan Speicher, „Sehnsucht nach dem Nullpunkt“, ZEIT Nr. 13 vom 26.03.2015
Hier noch der Link zur ZERO-Foundation. Die Webseite ist in vielen Teilen leider nur auch Englisch: ZERO-Foundation
Pingback: Otto Piene im Arp Museum Remagen | Arte Concreta
Pingback: Heinz Mack in Düsseldorf | Arte Concreta
Pingback: Heinz Mack und die Künstlergruppe ZERO | Arte Concreta