Morris Louis, den ich vorgestern vorgestellt habe, ist befreundet mit Kenneth Noland, einem der bedeutendsten Farbfeldmaler. Beide sind wesentliche Vertreter der Washington Color School. Anlässlich seines Todes im Jahre 2010 ist ein Artikel über den Künstler in Der Zeit erschienen. Folgend ein Auszug:
„In den Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg träumte die Malerei von Reinheit und Größe. Die Formate wuchsen ins Gigantische und die Farbe emanzipierte sich endgültig vom Medium zum eigentlichen Thema der Kunst. Es war die Ära, in der Paris von New York als Welthauptstadt der Kunst abgelöst wurde und der Kritiker Robert Rosenblum in den Werken von Jackson Pollock und Mark Rothko das „abstrakte Sublime“ entdeckte, eine quasi-religiöse Erhabenheit, die ganz nebenbei von der Überlegenheit des freien Westens kündete.
Damals begann der Stern von Kenneth Noland aufzugehen, der mit seinen streng um das Bildzentrum herum organisierten Kompositionen von Kreisen, Winkeln, Streifen als Hauptvertreter des „Colourfield Painting“ gefeiert wurde, einer neuen Farbfeldmalerei. Noland, 1924 geboren, war nach seinem Militärdienst in der Luftwaffe ab 1946 am legendären Black Mountain College in North Carolina mit den Ideen der europäischen Vorkriegsavantgarde in Berührung gekommen. Die Schule folgte dem Vorbild des Bauhauses, vom aus Deutschland emigrierten Meister Josef Albers lernte Noland, sich in der Welt der Gegenstandslosigkeit zu versenken. Nach seinem Abschluss und einem Studienaufenthalt in Paris ließ er sich in Washington nieder, wo er an einer katholischen Universität Kunst unterrichtete und sich mit dem zwölf Jahre älteren Maler Morris Louis anfreundete.
Noland und Morris arbeiteten mitunter gleichzeitig an einem Bild, gemeinsam entwickelten sie eine „staining“-Technik, bei der die Acrylfarbe indirekt auf die Leinwand aufgebracht wird. Damit war die Abstraktion an einem Endpunkt angelangt: Alle Spuren des Pinsels sind ausgelöscht, der Künstler verschwindet hinter seinem Werk.“
Quelle: Christian Schröder, ‚Am Ende der Abstraktion‘, ZEIT online vom 07.01.2010 , online unter: https://www.zeit.de/kultur/2010-01/kenneth-noland-tot , aufgerufen am 31.12.2019; jede Menge Informationen zum Künstler und dessen Werk auf den Webseiten der PACE Galerie: Kenneth Noland