Eine abstrakte Revolution – „Los Once“

Obwohl von der Revolution nicht wirklich geliebt und oft zum unerwünschte Kunstgenre erklärt, entwickelt sich in Kuba in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts ein bedeutende Szene von abstrakten Künstlern und eine Hochburg der abstrakten Kunst heraus.

Nachdem abstrakte Künstler, wie José Manuel Acosta, Enrique Riverón, Ernesto González Puig und Marcelo Pogolotti, die seit den späten 1920er Jahren in den Grenzbereichen experimentieren, Pionierarbeit geleistet haben, führen später Künstler wie Sandu Darié, Pedro Álvarez, Carmen Herrera, Luis Martínez Pedro, Guido Llinás, Hugo Consuegra und Mario Carreño die Szene an. Die Abstraktion wird Mitte der fünfziger Jahre von vielen Künstlern und Intellektuellen als eine Reflexion einer hochnäsigen, gesellschaftlichen und politischen Haltung wahrgenommen, die der Definition nationaler Identität diametral entgegengesetzt ist. Die figurative Kunst in Zeiten der Militärherrschaft soll durch die abstrakte Kunst der Revolution abgelöst werden.


Cobalt, 1982
Carmen Herrera
(c) FairUSe

Bereits 1953 führt eine Reihe von Ausstellungen junger Künstler zur Formierung einer Künstlergruppe in Havanna mit dem Namen ‚Los Once‘ (Gruppe der Elf). Einer der bekanntesten Künstler der Gruppe ist übrigens Antonio Vidal, des künstlerisches Werk auf der documenta 14 gewürdigt wurde (documenta 14). Die Werke der abstrakten Künstler der Gruppe lassen sich den Kunststilen der Geometrischen Abstraktion, des Tachismus, des Informalismus und des Abstrakten Expressionismus zuordnen.

„In einer Erklärung aus dem Jahre 1957 verdeutlichen die abstrakten Künstler ihre Position wie folgt: ‚Wir schaffen unser Werk innerhalb einer absoluten thematischen und technischen Freiheit, losgelöst von pseudokubanischen Verkleidungen; unter der Kunst von heute verstehen wir die totale Freiheit des schöpferischen Individuums. Die Freiheit kann weder durch staatliche Präferenzen beeinträchtigt werden, noch durch die Angst von einem mangelnden Verständnis von Seiten des Publikums. Zu diesem sagen wir: Es gibt nichts zu verstehen. Die Skulptur und das Bild von heute streben danach, selbst ein Objekt zu sein – sie wollen nicht wegen ihrer Ähnlichkeit zur Natur als gelungen gelten, sondern wegen der Beziehung zwischen Form und Farbe, wegen der Emotion, die der Künstler durch das Werk auf den Betrachter überträgt.'“

Quelle: Beate Talmon de Cardozo, „Kuba – Kunst, die Frau im Fokus künsterischens Schaffens vom Ende der Kolonialzeit bis zur Gegenwart“, Tectum Verlag, Marburg, 2010, S. 62

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