Die Gebrüder Naum Gabo und Antonie Pevsner veröffentlichen im Jahr 1920 das sogenannte Realistische Manifest, eine Schrift, die die Kunstwelt nachhaltig beeinflusst. Das Manifest ist zunächst einmal eine Abrechnungen mit Althergebrachtem in der Kunst und eine scharfe Kritik an Kunstrichtungen der damaligen Avantgarde. Allen voran richtet sich das Manifest gegen den Futurismus und den Kubismus.
Das Manifest erläutert aber auch die Grundüberzeugung der Konstruktivisten, im Hier und Jetzt zu leben, mit der Konsequenz, der Zukunft kritisch gegenüber zu stehen und die Errungenschaften der Vergangenheit bewusst zu überwinden. Hier ein kurzer Auszug:
„Wir suchen keine Rechtfertigung, weder in der Vergangenheit noch in der Zukunft.
Niemand kann uns sagen, was die Zukunft ist und wie man sie bewältigt.
Etwas Wahres über die Zukunft zu sagen ist unmöglich, und man kann nach Belieben über sie lügen. Wir erklären, dass das Geschrei um die Zukunft für uns das gleiche ist wie die Tränen über die Vergangenheit: die Erneuerung des Tagtraumes der Romantik.
Ein mönchischer Wahn vom himmlischen Königreich in zeitgenössischem Gewand.
Wer sich heute mit dem Morgen beschäftigt, ist geschäftig im Nichtstun.
Wer uns morgen nicht vorweisen kann, was er heute geleistet hat, ist für die Zukunft ohne Bedeutung.
Heute ist die Tat.
Wir werden morgen über sie Rechenschaft ablegen.
Die Vergangenheit lassen wir wie einen Kadaver hinter uns.
Die Zukunft überlassen wir den Wahrsagern.
Wir ergreifen das Heute.“

Das Realistische Manifest der Gebrüder Gabo und Pevsner, 1920
Den ganzen Text des Manifestes unter: Realistisches Manifest
Siehe auch:
Das Realistische Manifest II – die Grundprinzipien des Konstruktivismus
Es lohnt sich, das noch einmal nachzulesen, Danke dafür und heute lesen sich diese Sätze wieder mit einem anderen Hintergrund.
Sommerlicher Gruß, Karin
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So großartig. Das HEUTE ist wahrhaftig! JOO!
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