Futurist und Kubist: Santa Rita Pintor

Am Anfang meiner Reihe von portugiesischen Kunstschaffenden, die ich in den kommenden Tagen vorstellen möchte, steht ein Künstler, der weder mit der Konkreten Kunst noch mit geometrischer Abstraktion in Verbindung gebrachten werden kann, aber wesentlichen Einfluss auf die Moderne Kunst in Portugal hat: Santa Rita Pintor. Er steht für den Beginn der ersten Phase der portugiesischen Moderne.

Guilherme Augusto Cau da Costa de Santa Rita, später nur noch Santa Rita Pintor genannt, gilt Wegbereiter des Futurismus in Portugal. Nach einem Kunststudium in Lissabon erhält er ein Stipendium für ein Studium an der Akademie der Schönen Künste in Paris und zieht 1910 nach Frankreich. In Paris lernt er eine ganze Reihe von Künstlern der Avantgarde kennen, allen voran Filippo Tommaso Marinetti, der als Gründer des Futurismus gilt und Santa Rita Pintor nachhaltig beeinflusst. Das Stipendium verliert er recht schnell wegen seiner politischen Einstellung. Als bekennender Monarchist gerät er in Streit mit dem republikanisch gesinnten, portugiesischen Botschafter in Paris, der die Streichung des Stipendiums durchsetzt. Santo Rita Pintor kehrt 1914 zurück nach Lissabon.

Santa Rita PIntor, Kopf, 1910, (c) gemeinfrei

Zurück in Portugal plant er, Filippo Tommaso Marinettis Futuristisches Manifest auf Portugiesisch zu veröffentlichen, eine Aufgabe, die er trotz der Autorisierung des Autors allerdings nie ausführte. Santa Rita Pintor, der sich von nun an als der offizielle Vertreter des Futurismus in Portugal ansieht, nimmt 1917 an einer Futuristischen Konferenz in Lissabon teil, auf der durch Jose Sobral de Almada-Negreiros – ein weiterer bedeutender, portugiesischer Maler und Schriftsteller – ein eigenes futuristisches Manifest verkündet wird. Bereits zwei Jahre vorher hat Santa Rita Pintor an einer Konferenz teilgenommen, auf der junge Künstler und Schriftsteller diskutieren, wie die künstlerische Apathie dieser Zeit in Portugal zu durchbrechen wäre. Im Anschluss an die Futuristische Konferenz plant Santa Rita Pintor die Herausgabe einer Zeitschrift ‚Portugal Futurista‘, ein Projekt, dass allerdings nie wirklich umgesetzt wird – die Veröffentlichung einer ersten Ausgabe scheitert an der Zensur, die zu viele, vermeintliche obszöne Inhalte in der Zeitschrift beanstandet.

Der Mensch Santa Rita Pintor wird als ‚merkwürdig und seltsam‘ beschrieben. Es gibt nur noch eine Photographie, auf der der Künstler zu sehen ist; er trägt stets eine Arbeitsbekleidung, mit gestreiften Vierecken darauf, was ihn auch in der Kleidung als Künstler auszeichnen soll. Er stirbt 1918 bereits mit 28 Jahren im Hause seiner Eltern und lässt einen Großteil seines Werkes nach seinem Tode vernichten. Heute sind nur noch sieben Werke des Künstlers erhalten, die einen kubistischen und futuristischen Stil erkennen lassen. Mit dem Tod des noch jungen Künstlers und der Abreise von Jose Sobral de Almada-Negreiros zurück nach Paris verliert die portugiesische futuristische Bewegung an Bedeutung und somit markiert der Tod von Santa Rita Pintor, das Ende dieser vermeintlich ersten Phase der portugiesischen Moderne.

Bilder der wenigen Werke, die überliefert sind, finden sich bei WikiArt: Santa Rita Pintor

3 Gedanken zu “Futurist und Kubist: Santa Rita Pintor

  1. Pingback: Konkrete Kunst in Portugal – #KUNST

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