Gotthard Graubner studiert ab 1947 erst in Berlin, dann in Dresden und – nach dem Verlassen der DDR – Kunst in Düsseldorf. Ende der sechziger Jahre nimmt er eine Professur an der Hochschule in Hamburg an und erhält 1976 die Professur für frei Malerei an der Kunstakademie Düsseldorf.
Gotthart Graubners Kunst ist über sein ganzes Schaffen hinweg gekennzeichnet durch eine Auseinandersetzung mit der Farbe als Farbe und später durch Interaktionen von Farbe und Raum. Während die Werke seiner Studienzeit sich durch einen eher sparsamen Umgang mit Farben und Formen auszeichnen, beginnt er Mitte der fünfziger Jahre mit unterschiedlichen Herangehensweisen an Farbe und Untergründe; die Wirkung von Farben zu untersuchen. Zunehmend trägt Gotthard Graubner die Farbe verschwenderisch auf verschiedene Untergründe auf.
Um 1960 fertigt er ‚Flachbilder‘ an, deren Flächen aus differenzierten nebulösen Farbformationen aufgebaut sind, wobei der Farbauftrag in Schichten unterschiedlicher Transparenz die Bildfläche öffnet und eine Farbformation von unbestimmter Tiefe erzeugt, vergleichbar mit den Werken von Mark Rothko.
Im Laufe der sechziger Jahre werden die Werke Gotthard Graubners dann zunehmend dreidimensional. Zunächst arbeitet er an – durch ihn so bezeichneten – raumgreifenden ‚Farbleibern‘ und dann entstehen die sogenannten ‚Kissenbilder‘, die ihn einem breiten Publikum bekannt machen.
Ab Mitte der sechziger Jahre kommt Gotthard Graubner dann zu den ‚Farb-Raum-Körper‘. Er trägt zu dieser Zeit die Farbe nicht mit einem Pinsel auf Leinwände oder Papier auf, sondern mit einem Schwamm. Dabei entdeckte er, dass die mit Farbe vollgesogenen Schwämme als eigenständige ‚Farbkörper‘ räumlich nuancierte Farbwirkungen entwickeln, d.h. Gotthard Graubner erkennt in dem, ursprünglich als Arbeitsmittel genutzten Schwamm, einen eigenständigen, eben räumlichen Farbkörper.
„Mit transluzenten Farbschichten, die auf Papier mittels Schwämmen oder Kissen übereinander gelegt wurden, erforschte er die Stofflichkeit und Räumlichkeit der Farbe. Mit seinen „Kissenbildern“ … öffnete er den Bildraum hin zum realen Raum und schaffte es so, die Farbe in einen Zustand fast schon lebendiger Körperlichkeit zu überführen. Es ist das Geheimnis von Graubners Kunst, dass sie den Betrachter trotz des Fehlens fassbarer Formen nicht in die Unbestimmtheit verliert. In ihrer physischen, fast beseelten Präsenz kann sich der Betrachter seiner eigenen Körperhaftigkeit bewusst werden.“
Quelle des obigen Zitats: Webseite zur Ausstellung ‚Farbräume‘, Galerie Beck & Eggeling, online unter: https://www.beck-eggeling.de/, aufgerufen am 22.11.22; eine ganze Reihe Fotos der Farb-Raum-Körper finden auf den Webseiten der Galerie Van Ham: Gotthard Graubner