Vera Molnar, die Pionierin der Computerkunst war bereits mehrfach Thema meines Blockes. Die gebürtige Ungarin gilt als Grande Dame der digitalen Kunst, als Pionierin auf einem Feld, das mittlerweile selbstverständlich Teil der Kunstszene ist und insbesondere auch von Konkreten Künstlern genutzt wird. Tatsächlich arbeitet Vera Molnar bereits mit Algorithmen für ihre Kunst, als noch kaum jemand wusste, was Computer eigentlich genau sind. «Machine imaginaire» nennt Vera Molnar ihre Methode, nach der sie ab Ende der 1950er-Jahre digitale, geometrische Kompositionen zu Papier bringt oder auf der Leinwand umsetzt.

Interstices, 1985–2019
Pigmentfarbe auf Leinwand, 25-teilig, je 40 x 40 x 4 cm
courtesy galerie linde hollinger
© VG Bild-Kunst, Bonn 2021
Im Katalog zur aktuellen Ausstellung im Kunstmuseum Stuttgart wird Vera Molnar, die einzig noch lebende Künstlerin, deren Werke in der Ausstellung gezeigt werden, wie folgt gewürdigt: „Auf der Suche nach einer Maschine als unterstützendes Medium bei ihrem methodischen Vorgehen, Bilderfolgen zu generieren, entdeckte Molnar mit 44 Jahren 1968 die ersten Computer in einem Forschungslaboratorium des französischen Computerherstellers Bull in Paris. Sie erhielt die Erlaubnis, mit ihnen zu arbeiten, und erlernte die Programmiersprachen. Für sie bedeutete der Computer ein Mittel zum Zweck, eine Etappe in ihrer malerischen Forschung: »Ich benütze den Computer, um Formen miteinander zu kombinieren, in der Hoffnung, dass dieses Werkzeug mir erlaubt, mich vom Gesehenen, kulturell Erlebten und, was mich sonst umgibt, zu distanzieren, kurz, von den uns prägenden Zivilisationseinflüssen. Dank seiner großen Kombinationsmöglichkeiten verhilft der Computer zu systematischen Forschungen im visuellen Bereich, hilft dem Maler, sich vom kulturellen >Readymade< zu befreien und
Formkombinationen zu finden, die man nie zuvor gesehen hat, weder in der Natur, noch im Museum: Er hilft, unvorstellbare Bilder herzustellen.« Die Kompetenz der Künstlerinnen äußerst sich im schöpferischen Akt, auf der Basis komplizierter Entscheidungsketten die algorithmisch erstellen Varianten auf ihre Kunstwūrdigkeit hin zu überprüfen und entsprechende Auswahlen zu treffen.“
Quelle: Froitzheim, E.-M., „Vera Molnar“, in: Konkrete Künstlerinnen, Kunstmuseum Stuttgart, Wienand Verlag, Köln, 2021, S. 74
Mehr Informationen auf der Webseite der Künstlerin: Vera Molnar
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