Georgia O’Keeffe, Sigmund Freud und die Blumenbilder

Letzten Montag habe ich Georgia O’Keeffe vorgestellt, die bekanntest Künstlerin des Amerikanischen Realismus‘ – wahrscheinlich sogar der gesamten modernen, amerikanischen Kunst des letzten Jahrhunderts.

Viele der von Georgia O’Keeffe in den 1920er und 1930er Jahren produzierten Werke bewegen sich an der Grenze zwischen Figuration und Abstraktion. Es entstehen nunmehr vor allem Ölgemälde und Mitte der zwanziger Jahre wird ihr erstes großformatiges Blumengemälde ausgestellt. Es ist der Beginn einer Werkreihe mit der künstlerischen Auseinandersetzung mit Blumen – ein Thema, dass sie ihr Leben lang immer wieder aufgreifen wird. Durch die Vergrößerung des Blumenmotivs betonte sie Form und Farbe und machte auf die winzigen Details in der Blume aufmerksam.

Georgia O’Keeffe, Fotografie von Carl Van Vechten – Van Vechten Collection at Library of Congress, Gemeinfrei, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=226703

Die Blumenmotive von Georgia O’Keeffe’s Gemälde erregen die Aufmerksamkeit von Sammlern und Kritikern. Deren Interpretation und Diskussion der Werke von Georgia O’Keeffe wird oft von den populären Thesen von Sigmund Freud zur Sexualität im Allgemeinen und zum Ausdruck der Sexualität geprägt, die in den 1920er und 1930er Jahren in Amerika weite Verbreitung finden. In einer kulturellen Atmosphäre, die anfangs von diesen Theorien beeinflusst und allmählich verändert wird, sind Kunst und ihre kritische Rezeption – wie viele andere Aspekte des modernen Lebens – von Sigmund Freuds Überlegungen geprägt. Viele behaupten, dass die Bilder, die Georgia O’Keeffe beim Malen von Blumen schafft, Ausdruck einer intensiven sexuellen Arbeit sind, und andere Kritiker gehen sogar soweit, dass es sich bei den Blumenbilder um eine erotische Kunstform handle. Georgia O’Keeffe lehnt allerdings diese Interpretation ihrer Werke sowie die Thesen Sigmund Freuds konsequent ab.

Um die Aufmerksamkeit ihrer Kritiker von ihren Freudschen Interpretationen ihrer Arbeit abzulenken, wendet sie sich dem Realismus zu und beginnt in einem repräsentativeren Stil zu malen. Sie will weder dadurch Aufmerksamkeit erlangen, dass sie eine KünstlerIN ist, noch dadurch, dass sie die Ehefrau von Alfred Stieglitz ist oder gar dadurch, dass sie erotische Fantasien malt – sie will wegen ihrer Kunst wahrgenommen werden.

Ein überliefertes Zitat zeugt von ihrer Einstellung:

„Die Männer tun mich gern ab als beste Künstlerin unter den Frauen. Ich glaube aber, ich bin einer der besten Künstler überhaupt“

Eine Reihe ihrer Blumenbilder sind in einem YouTube Video mit der Zusammenstellung ihrer Werke zu finden:

2 Gedanken zu “Georgia O’Keeffe, Sigmund Freud und die Blumenbilder

  1. Pingback: Georgia O’Keeffe in Madrid | Arte Concreta

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