Noch einmal zu Winslow Homer, einem der bedeutendsten, amerikanischen Landschaftsmaler des 19. Jahrhunderts. Auch wenn die Landschaftsmalerei fürwahr weit weg ist von meinem Lieblingsthema der Konkreten Kunst, so ist der Einfluss der Landschaftsmalerei von Winslow Homer für die moderne, amerikanische Malerei und damit auch die geometrische Malerei von enormer Bedeutung: Der Amerikanische Realismus nimmt direkt Bezug auf diese Landschaftsmalereien und der Präzisionismus – eng verwandt mit dem Realismus und der vermeintlich erste eigenständige, nordamerikanische Kunststil – verbindet mit seinen geometrisch aufgebauten Werken diese amerikanischen Bildthemen mit den formalen Merkmalen des europäischen Kubismus.

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Im Tagesspiegel ist 2012 ein ausführlicher, wirklich lesenswerter Artikel zu Winslow Homer, seinem Domizil in Prouts Neck in Maine und seinem Einfluss als Maler erschienen. Hier ein kleiner Auszug des Artikels über einen in Europa nur wenig bekannten Künstler, „… dessen Reproduktionen in Amerika ungefähr so allgegenwärtig sind wie bei uns Dürers Hase oder Caspar David Friedrichs „Kreidefelsen auf Rügen“ … In seinem wundersamen Studio auf Prouts Neck, das seit 1966 National Historic Landmark ist, hat er insgesamt 27 Jahre verbracht und neben Alltagsszenen von den Menschen an der Küste in einem geradezu atemberaubenden Schaffensdrang unzählige Meer- und Naturbilder geschaffen. Im Kanon amerikanischer Naturmalerei lösten sie den Mythos von Prärie und Grand Canyon ab.
Homer, der nie einer Malerschule angehörte, war schon zu Lebzeiten eine nationale Berühmtheit. In New York hatte er sich früh als Illustrator einen Namen gemacht, war dann nach Paris gegangen, für „Harper’s Weekly“ an die Front des Amerikanischen Bürgerkriegs und schließlich für immer nach Prouts Neck. …
In Homers Meerdramen fand das Land einen neuen identitätsstiftenden Naturexistenzialismus. Er selbst entsprach dabei allerdings so gar nicht dem Ideal eines typischen Outdoor-Pioniers. Mit seinen feinen Anzügen sah Homer eher wie ein City-Snob aus. Geheiratet hat er nie. Bis heute liegt etwas Unnahbares über diesem Nationalmaler.“
Quelle: Sobich, N., „Der rastlose Maler von Maine“, Tagesspiegel-Online vom 23.09.2012, online unter: https://www.tagesspiegel.de/gesellschaft/, aufgerufen am 27.12.2020
Das Portland Museum of Art hat das Domizil des Künstlers in Maine erworben und steht offen für einen Besuch: Prouts Neck