Noch einmal zu Dieter Balzer und seinen Raumkörpern. In seinem Webauftritt habe ich einen Text gefunden, der das Ansinnen des Künstlers meines Erachtens nach richtig gut beschreibt:
Von Dieter Balzers Werken ließen sich Kopien herstellen, die von Originalen seiner eigenen Hand nicht zu unterscheiden wären. Deshalb ist anzunehmen, er habe seine Arbeit so angelegt, als käme es auf Unikate nicht an. Für diese Abwertung des Unikats zugunsten einer möglichen Repetition spricht auch seine Neigung zu Theorien radikaler Konstruktion aus deren Perspektive sich die Formation der Objekte erklären und ihr Zusammenhang heuristisch fassen ließen. Doch die Augen lassen sich leicht verführen und öffnen den Blick auf Wege in eine andere Wahrnehmungswelt.

Das konstruktive Verfahren, auf das sich Balzer bezieht, gehört zu der Vielzahl künstlerischer Methoden des 20. Jahrhunderts, die darauf angelegt sind, Individualität auszuschalten oder sie zu entgrenzen, um das Sichtbare möglichst rein zur Geltung zu bringen, ohne es von subjektiven Einwirkungen deformieren zu lassen. Das Subjektive gilt diesen Künstlern als kontingent, zweifelhaft und verwirrend. Deshalb sollte es übergangen, unterdrückt oder aufgelöst werden, um einen direkten und klaren Blick auf die Sache, das Objekt, die Idee zu ermöglichen, wie auf mathematische Flächeneinheiten (z.B. Diagramme, logisch konstruierte Systeme) oder auf mathematisch geordnete Anschauungsmodelle (z.B. architektonische Konstruktionszeichnungen). Der hohe Reiz, der von den mathematisch orientierten Methoden bei gleichzeitiger Unterdrückung künstlerischer Subjektivität ausgeht, liegt darin, dass ziemlich perfekte und für das Auge kaum noch steigerbare Ausführungen möglich sind. Sie machen einen Dauerflirt mit dem Absoluten möglich. Gleichzeitig liegt hinter jeder Ausführung ein Gesamtplan, der die Ausführungen in ihrer Gestalt beglaubigt. Darüber hinaus bietet jedes System eine in sich vollkommen geordnete Gegenwelt zur kruden Wirklichkeit. Alle Punkte erscheinen am passenden Ort, abgeleitet und vorhersehbar von vorangehenden und nachfolgenden Punkten. Die Vielfalt der Erscheinungen der realen Welt gewinnen in der Einheit des künstlerischen Systems eine Gegenwelt.“
Quelle: Peter Herbstreuth, „Freiheit in Regelsystemen – zu den Objekten von Dieter Balzer“, unter: http://www.dieterbalzer.de/text_herbstreuth.html, aufgerufen am 18.10.2018
Hier nochmal der Link zur Webseite des Künstlers: Dieter Balzer