Bleche, Stangen, Rohre – dreidimensionale konkrete Kunst!

Konkrete Künstler – vor allem nach dem Weltkrieg – haben immer wieder die Zweidimensionalität der Leinwand verlassen und versucht, konkrete Kunst in Form von Plastiken oder Skulpturen weiter zu entwickeln. Speziell in den sechziger Jahren entwickeln sich eine ganze Reihe neuer konkreter Ansätze für die dreidimensionale Gestaltung, „ …von denen der Verzicht auf den traditionellen Sockel zwar keine Erfindung dieser Zeit, wohl aber eine fast uneingeschränkt gültige Konstante sein dürfte. Weiterhin zählt hierzu – neben der Weiterverwendung „klassischer“ Bildhauermaterialien wie Stein, Holz und Metalle, zum Beispiel Eisen und Stahl – die Verwendung neuartiger Materialien. Zu nennen wären verschiedenste Kunststoffe, die erstmals in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts — etwa im Werk Naum Gabos — Eingang in die Bildhauerei fanden und sich seither fast grenzenlos vervielfacht haben, aber auch Gläser und Spiegel, etwa für Objekte und Environments im Innen- und Außenraum, … Bei vielen Ausgangsmaterialien, etwa den Metallen, werden industriell vorgefertigte Halbzeuge (Bleche, Stangen oder Rohre) weiter verarbeitet, was von bewusster Verformung bis zur bloßen Akkumulation reichen kann. Hinzu kommen beispielsweise Schnüre oder Seile, … Papiere und vielfach auch vorgefundene, neue oder auch abgenutzte Gebrauchsgegenstände. Statt der herkömmlichen subtraktive oder additiven Bildhauerverfahren werden oft nur geringfügig Eingriffe vorgenommen, bei denen Material in kaum nennenswerten Mengen weggenommen oder zugefügt wird, was besonders bei Brüchen, Bohrungen oder Schnitten der Fall ist. … Auch das Biegen, Knicken und Falten des Materials gehört zu den bildhauerischen Verfahren, die praktisch keine Materie verschleißen. …

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Naum Gabo, Construction in Space with Crystalline Centre, 1940

Bei solchen grundsätzlichen Gestaltungsverfahren können auch die einem Material inhärenten Qualitäten, etwa Flexibilität und Eigengewicht, formbildend eingesetzt werden, … Ein durchgängiges Merkmal konkreter dreidimensionaler Gestaltung sind nicht-relationale, a-kompositorische Ordnungen. Hierzu zählen besonders serielle Verfahren mit einer Vielzahl gleichartiger Elemente, in der Vertikalen vorwiegend Schichtungen oder Stapelungen, in der Horizontalen dagegen Reihungen oder Felderungen, …“

Quelle: Matthias Bley: „Neue Formen dreidimensionaler Gestaltung in der konkreten Kunst“, in: Die Idee Konkret, hrsg. von Tobias Hoffmann, Museum für konkrete Kunst Ingolstadt, Wienand Verlag, Köln, S. 102f.

Werde in den kommenden Tagen mal einige Artikel zur dreidimensionalen Gestaltung in der konkreten Kunst zusammentragen. Ist tatsächlich ein interessantes Feld!

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