Tachimus ist so ungefähr das genau Gegenteil von Konkreter Kunst: hier die spontanen, gestischen, fast laienhafte Malerei und dort die durchdachte, systematische, geometrische Malerei. In den Nachkriegsjahren prallen die beiden Welten aufeinander. Noch kurz nach dem Krieg präsentierten sich die beiden völlig unterschiedlichen Auffassungen noch Nebeneinander in den Ausstellungen des Salons und der »Ecole de Paris«, die mit Gruppenausstellungen auch außerhalb von Frankreich auftrat. Doch mehr und mehr wurde die Unvereinbarkeit der beiden so gegensätzlichen Richtungen:

Serge Poliakoff, Composition_grise_et_rouge, 1964
Fair Use, https://en.wikipedia.org/wiki/File:Serge_Poliakoff_Composition_grise_et_rouge_1964.jpg
„Durchsetzen konnte sich letztlich die tachistische oder informelle Kunst. Diese Kunstrichtung betonte zwar auch den Entstehungsprozess des Bildes, doch erwies sich ihre künstlerische Praxis schon bald als unvereinbar mit van Doesburgs Entwurf einer unpersönlichen Kunst. Während sich bei der tachistischen Malweise die Formen erst im Verlauf eines intuitiv gesteuerten Arbeitsprozesses entwickeln, sind sie in der konkreten Kunst bereits im Zuge der Entwurfsbildung mit bedacht und kalkuliert. Als Ausdruck individueller Freiheit setzte sich letztlich die informelle oder tachistische Malerei in den fünfziger Jahren durch und drängte die Aktivitäten konstruktiv-konkreter Gruppierungen in den Hintergrund. Wie vormals der Surrealismus und heute die postmoderne Strömung stellte diese als subjektiv und irrational bezeichnete Richtung von nun an einen Widerpart dar, den man mit rationalen Bestrebungen zu überwinden suchte.“
Quelle: Beate Reese: “Die europaweite Ausbreitung der konkreten Kunst nach 1945“, in: Konkrete Kunst in Europa nach 1945, Hrsg. von Museum im Kulturspeicher Würzburg, Ostfildern-Ruit, 2002, S. 265