Ich habe an dieser Stelle bereits mehrfach über Leo Leuppi, den Gründer der Schweizer Künstlergruppe Allianz geschrieben. Hier nochmals ein kurzer Text, der die Bedeutung und das Werk Leo Leuppis würdigt:
„Als Gründer, Organisator und Präsident der bis heute wichtigen Schweizer Künstlervereinigung spielte Leo Leuppi im kunstpolitischen Leben der Schweiz eine einflussreiche Rolle. In einer Zeit, in der der Begriff abstrakt vielfach mit bolschewistisch gleichgesetzt wurde, gehörte Leuppi zu den wichtigsten Vorkämpfern der modernen Kunst. Er war die geeignete Künstlerpersönlichkeit, um einer Künstlergruppe vorzustehen, in der sich Vertreter solch gegensätzlicher Kunstrichtungen wie Konstruktivismus, konkrete Kunst und Surrealismus zusammenschlossen, da sich in seinem Werk diese Stilprinzipien undogmatisch verbinden.
Sein eigenes künstlerisches Werk ist geprägt von der Auseinandersetzung mit dem synthetischen Kubismus von Georges Braque, Juan Gris und Picasso und mit dem französischen Purismus, die ihn schliesslich zur Abstraktion führen. Um 1937/38 fügte er erstmals Formen frei von jeglicher Naturanlehnung zu einer Komposition zusammen. Leuppis Werke der Jahre 1937–1947 haben konstruktiven Charakter, setzen sich jedoch deutlich von jener geometrisch-mathematischen Richtung ab, die wir heute als konkrete Kunst bezeichnen. Weniger nach systematischen Gestaltungsverfahren denn einem lyrischen Empfinden für Rhythmik und Gleichgewicht entsprechend, sind geometrische und seltener auch organische Formen frei zu heiter beschwingten Konfigurationen gefügt. Rationale Strukturen vereinte Leuppi mit irrationalen Formen, so dass die Bilder speziell in der Abstufung der Farben und der Tendenz zur räumlichen Illusionswirkung surrealistisch anmuten, ohne jedoch einer psychischen Situation Ausdruck zu geben. …
Von den Gestaltungsprinzipien der Konstruktivisten, aber auch der Allianz-Mitglieder Max Bill, Sophie Taeuber-Arp oder Walter Bodmer gingen entscheidende Impulse für Leuppis Schaffen aus. Indem er solche Einflüsse mit seinem ausgeprägten Sinn für Balance und seinem feinen Farbempfinden umsetzte, erreichte er eine Vielfalt von Bildlösungen – doch keine radikal neuen Bildfindungen. Sein kunstpolitisches und organisatorisches Wirken blieb einflussreicher als sein künstlerisches Schaffen.“
Quelle: Birgit Blass-Simmen: Leo Leuppi [1998, aktualisiert 2011], in: SIKART Lexikon zur Kunst in der Schweiz, http://www.sikart.ch/KuenstlerInnen.aspx?id=4023407&lng=de, Zugriff vom 12.12.17