Gene Davis – Konkrete Kunst im Rhythmus der Musik

Vorgestern hab ich Gene Davis und seine Streifenbilder vorgestellt. Er arbeitet als Journalist, bevor er zu malen beginnt, und ist eine kurze Zeit als Korrespondent des Weißen Hauses tätig. Mit neunundzwanzig schafft er sein erstes Gemälde und verbringt zunächst mehrere Jahre damit, mit dem abstrakten Expressionismus zu experimentieren. Später wendet er sich jedoch vom lebendigen, expressiven Stil dieses Stils ab und entwickelt in den späten fünfziger Jahren seine Streifenbilder.

Obwohl Gene Davis‘ Arbeiten aus den 1960er Jahren – meist scharfkantige, gleichbreite Streifenbilder – im Allgemeinen im Kontext der Washington Color School gesehen werden, unterscheidet sich sein Ziel doch erheblich von dem der anderen Praktizierenden der Washington Color School. Künstler wie Morris Louis und Kenneth Noland bevorzugen im Allgemeinen, was Kenneth Noland einmal ‚Oneshot‘-Kompositionen benennt, meist symmetrische Bilder, die auf einen Blick erfasst werden können.

Im Gegensatz dazu experimentiert Gene Davis mit komplexen Schemata, die sich für längere Betrachtungsperioden eignen. Gene Davis schlägt für die Auseinandersetzung mit seinen Streifenbildern einmal vor, dass ​„anstatt nur einen Blick auf das Werk zu werfen, wählen Sie eine bestimmte Farbe aus – und nehmen Sie sich die Zeit, um zu sehen, wie sie auf dem Gemälde wirkt. — Betreten Sie das Bild durch die einfarbige Tür, dann können Sie verstehen, worum es bei meinem Bild geht.“ 

Gene Davis, Sour Ball Beat, 1964
Quelle: WikiArt, (c) FairUse

Bei der Erörterung seiner Streifenarbeit spricht er normalerweise nicht nur über die Bedeutung von Farbe, sondern über die Bedeutung von ‚Farbintervallen“ Mit ‚Farbintervallen‘ beschreibt Gene Davis die rhythmischen, fast musikalischen Effekte, die durch das unregelmäßige Auftreten von Farben oder Schattierungen innerhalb einer Komposition verursacht werden. Streifen sind nicht einfach Streifen – die Streifen sollen interpretiert werden beziehungsweise wie Musik gefühlt werden. Die Verbindung von Kunst und Musik machen sich eine ganze Reihe europäischer Konkreter Künstler – vielleicht allen vor Camille Graeser – zu eigen. Konkrete Kunst im Rhythmus der Musik.

Hier noch der Verweis auf eine lesenswerte, englischsprachige Biografie im Smithsonian Magazin: Gene Davis

Kommentar verfassen

Trage deine Daten unten ein oder klicke ein Icon um dich einzuloggen:

WordPress.com-Logo

Du kommentierst mit Deinem WordPress.com-Konto. Abmelden /  Ändern )

Twitter-Bild

Du kommentierst mit Deinem Twitter-Konto. Abmelden /  Ändern )

Facebook-Foto

Du kommentierst mit Deinem Facebook-Konto. Abmelden /  Ändern )

Verbinde mit %s