Die deutsche Konzeptkünstlerin und Professorin an der Kunstakademie Düsseldorf, Rosemarie Trockel, zeigt auf der Biennale eine Auswahl bestehender und bisher unveröffentlichter Arbeiten aus Wolle. Seit Anfang der achtziger Jahre fertigt die, in Köln lebende Künstlerin u.a. Werke aus hand- und maschinengestrickter Wolle an, die sie mit eingestickten Bildsymbolen versieht oder in Form verfremdeter Kleidungsstücke zu Strümpfen, Mützen oder Masken verarbeitet. Subtile Variationen in den Nähten der Wollarbeiten – jede von Trockels langjähriger Mitarbeiterin Helga Szentpétery gestrickt – signalisieren für Rosemarie Trockel einerseits eine handgefertigte Qualität und präsentieren andererseits eine ironische Einschätzung der Subjektivität der visuellen Repräsentation und der Kommerzialisierung der Kunst.

Quelle: WikiArt, (c) FairUse
Rosemarie Trockels polyvalente künstlerische Praxis entsteht in den achtziger Jahren als Teil einer neuen, radikal, innovativen Kunstszene in Köln. Nach einem Mathematik-, Anthropologie- und Religionswissenschaftsstudium nimmt sie Mitte der siebziger Jahren in Köln in Kunststudium auf und tausch in die Kunstszene der Stadt ein. Wie andere Künstlerinnen ihrer Generation – so Barbara Kruger, Cindy Sherman und Jenny Holzer vermittelt Rosemarie Trockel in ihren frühesten Arbeiten eine subversive Auseinandersetzung mit dem feministischen Diskurs und stellt die Essentialismen des Feminismus der siebziger Jahre durch den Einsatz von industrieller Fertigung und kommerziellem Design in Frage. Sie wird zu einer Hauptvertreterin der Feministischen Kunst in Deutschland. Die Feministische Kunst ist eine Kunstbewegung, die in den sechziger Jahren in den USA entsteht und sich explizit mit weiblicher Identität sowie kollektiven Erfahrungen von Frauen mit konventionellen Geschlechterkonstruktionen und Kunstnormen auseinandersetzt. (Mehr dazu im lesenswerten Wikipedia-Artikel: Feministische Kunst)
In den achtziger Jahren beginnt Rosemarie Trockel mit der Herstellung ihrer „gestrickten Bilder“ aus Wolle, die mit Hilfe einer computergesteuerten Strickmaschine erzeugt und dann wie Gemälde auf Leinwand gespannt werden. Diese großformatigen Arbeiten bringen die kritische Auseinandersetzung der Künstlerin mit Fragen der „Frauenarbeit“ und der Abwertung des Handwerks im Kontext einer zunehmend mechanisierten Gesellschaft zum Ausdruck. Mit sich wiederholenden geometrischen Motiven, Logos, politischen Symbolen und Verweisen auf die deutsche Geschichte ahmen diese „Strickbilder“ oberflächlich die Formen abstrakter Gemälde nach und unterstreichen gleichzeitig die klischeehaften Konnotationen von geschlechtsspezifischer Arbeit dahinter.
Eine Einführung in das Werk der Künstlerin findet sich bei kunstplaza: Rosemarie Trockel; einige ihrer Werk sind bei WikiArt zu finden: Rosemarie Trockel; die offizielle Einführung in die in Venedig ausgestellten Werke: Rosemarie Trockel Biennale 22
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