Abstrakt + Konkret

Abstrakt und Konkret: Zwei Begriffe in der bildenden Kunst, nicht ohne weiteres verständlich für den, der außerhalb des Kunstschaffens steht.

Hier die Erklärung von Camille Graeser, einem der führenden Konkreten Künstler der Zürcher Schule der Konkreten:

Abstrakt

Ein Bild oder eine Plastik nennen wir abstrakt, wenn ihr Motiv mehr oder weniger von dem Begriff abgerückt ist, den wir als ’natürlich‘ kennen.
Der Künstler hat also bewusst einen Eingriff gemacht, er hat den Gegenstand umgeformt, vereinfacht in der Zeichnung und in der Farbe.
Dieses Umformen entspringt einer inneren künstlerischen Notwendigkeit, einem eingegebenen Gefühl (Empfindung), aber auch einem neuen Lebensgefühl.
Aus solcher Einstellung und Empfindung entsteht ein neues Kunstwerk, das unserer zeit verbunden ist.
Je mehr die optische Erscheinungswelt zugunsten der inneren im Kunstwerk zurücktritt, desto stärker wird das neue Werk zu uns sprechen.

Konkret

Konkret heißt Verzicht auf Darstellung einer optischen Gegenstandswelt in der Kunst.
Konkret heißt eine neue, klare Bildwelt gestalten.
Konkret heißt bauen, konstruieren und entwickeln von Rhythmen auf geometrischer Grundlage.
Konkret ist streng logisches Schaffen und Gestalten von Kunstwerken, die Eigengesetzlichkeit haben.
Konkret ist das Spiel mit Maß und Wert von Farbe, Form und Linie.
Konkret heißt Ausschaltung alles Unbewussten.
Konkret ist der sichtbar gestaltete malerische Klang ähnlich der Musik.
Konkret heißt Reinheit, Gesetz und Ordnung.“

Quelle: Camille Graeser: „Wiederabdruck des Textes aus der Zeitschrift abstrakt/konkret 1 (1944) in M. Weinberg Staber, Studienbuch 1, Stiftung für Konstruktive und Konkrete Kunst, Zürich, 2001

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