Adolf Fleischmann – der schwäbische Mondrian

Vorgestern habe ich den schwäbischen Mondrian – Adolf Fleischmann – vorgestellt. „Schwäbischer Mondrian“ deswegen, weil der in Esslingen geborene Adolf Fleischmann von Piet Mondrian nachhaltig beeinflusst wird. Zeitlebens ergreift er immer wieder bewusst Piet Mondrians Gedankengänge auf und erarbeitet sich eine malerische Nähe zu seinem Vorbild.

Adolf Fleischmann, Komposition, 1954, (C) FairUSe, WikiArt

Adolf Fleischmann ist einer der bedeutendsten Konkreten Künstler Deutschlands, wenngleich er einem großen Publikum erst nach seiner Emigration in die USA in den fünfziger und sechziger Jahren bekannt wird. Er beschreibt seine Auseinandersetzung mit der Kunst so:

»Das hohe Ideal unserer [deutschen] Akademie der Künste, das Ausdruck im akribischen Naturalismus der peniblen Darstellung der Muskulatur von Nackten oder dem Pferd fand, wurde in den Kern unserer noblen Institution gezwungen, war aber bald vergessen, nachdem ich die Akademie verlassen hatte und mich in die kommerzielle Welt der Plakatmalerei begab. Abgesehen von meiner Arbeit entwickelte ich ein großes Interesse an der Malerei deutscher Expressionisten und dann eine Faszination für den Kubismus, die mich letztlich nach Paris zog. Zur Erweiterung meines künstlerischen Horizonts unternahm ich einige Studienreisen in Europa, besonders nach Italien und Spanien. Trotz der Einflüsse durch diese unvergesslichen künstlerischen Erfahrungen wuchs nach und nach meine Überzeugung, dass der Verzicht auf objektive Inhalte der einzige Weg war, um die künstlerischen (oder gar die eigentlichen kulturellen) Bestrebungen unserer Zeit zu erfüllen. 1937 spiegelten meine Gemälde ausschließlich mein Ideal der Abstraktion wider, und in dieser Zeit entstanden meine ersten Arbeiten, in denen Linien und Empfindungen vorherrschten. Dass ich mich der neoplastischen Strömung annäherte, war weder in einem bewussten Einfluss durch Mondrian begründet, noch war es eine freiwillige Wahl aus der fantastischen Menge an Möglichkeiten, die – wie mir stets eindringlich bewusst wird – aus der nichtgegenständlichen Kunst erwachsen, sondern es war nur ein Schritt in einer langsamen Entwicklung. Meine Gemälde sind nicht, wie es den Anschein haben könnte, das Produkt von Lineal, Kompass und präziser Planung, sondern eine Variation einer mentalen Skizze, die ich beim Malen an meine Wirklichkeit anpasse. Meine Zeichnungen sind eher eine Übung und eine Befreiung von einer linearen Obsession als ein Wegweiser für die Zukunft. So versuche ich, durch den differenzierten Dialog vibrierender Flächen- und Farbkompositionen bei Verwendung der stets gleichen Form meinen Werken unter anderem eine Qualität des Raums zu verleihen.«

Quelle: Adolf Fleischmann Zitat aus: Contemporary American Painting and Sculpture, Ausst.-Kat. University of Illinois, Urbana 1955, S. 198 f.

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