Nach EXAKT 51 und den ‚Neuen Tendenzen‘ noch eine weitere Künstlergruppe: ‚Gorgona‘.
Vorgestern habe ich den Bildhauer Ivan Kožarić vorgestellt. Er ist einer der Gründer der Gruppe, die neben den Malern Josip Vaništa, Julije Knifer, Marijan Jevšovar, Đuro Seder noch eine Reihe von Kunstkritikern und Architketen beheimatet. Die Mitglieder der Gorgona begründen ihre Aktivitäten nicht in einem Manifest oder einer Theorie, vielmehr agieren sie aus der Idee einer geistigen Verwandtschaft heraus, die nicht durch ein ästhetisches Ideal oder stilistischen Normen manifestiert werden kann. Jeder der Künstler genießt kreative Autonomie. Die Gruppe stellt mehr einen Raum intellektueller und spiritueller Freiheit dar.

‚Gorgona‘ ist zwischen 1959 und 1966 in Zagreb tätig und setzt sich für unkonventionelle Ausdrucksformen in der bildenden Kunst ein. Die Gruppenmitglieder nehmen großen Einfluss auf die Entwicklung der zeitgenössischen Kunst in Kroatien. Neben der Arbeit in traditionelleren Techniken leisten sie Pionierarbeit in radikalen, künstlerischen Ausdrucksformen, die mit dem Existentialismus, dem Neodadaismus und dem Konzeptualismus verbunden sind. Ihr ‚Anti-Magazin‘ Gorgona, dass von1961 bis 1966 in elf Ausgaben erscheint, ist einfach gestaltet und in jeder Ausgabe stellt das Magazin das Werk und die Ansichten eines einzelnen Künstlers vor.
Mehr Informationen zu den Ausgaben des Gorgona Magazins auf den Webseiten des Museum of Modern Art New York: Scenes from Zagreb
Die Gruppe beschäftigt sich mit dem Absurden, verschickt Einladungen zu Veranstaltungen, die nie stattfinden, schaltet Anzeigen für den Verkauf trivialer Gegenstände, plant undurchführbare Projekte und geht sogar so weit, das Publikum auszuschließen, um den ganzen Ort für sich allein zu haben. Die Gorgona-Publikation und die Aktivitäten der Gruppe wecken das Interesse in internationalen Kunstkreisen und die Mitglieder haben häufigen Kontakt mit Künstlern wie Dieter Roth, Victor Vasarely, Piero Manzoni, Lucio Fontana und Robert Rauschenberg.
Die erste Ausstellung und überhaupt öffentliche Thematisierung der Künstlergruppe Gorgona findet erst 1977 in der Galerie für zeitgenössische Kunst in Zagreb statt. Hier gibt es dann auch erstmals einen Einblick in die Arbeitsweise der Gruppe und deren Aktivitäten, die von Treffen, Diskussionen oder gemeinsamen Waldwanderungen reichen.