Performance Art – die Überwindung jeglicher Regelästhetik

Die Autonomie der Künste, die in den sechziger Jahren, angetrieben von Künstlern, die mit der Malerei oder der Bildhauerei keine Möglichkeit sehen, sich auszudrücken, in alle Richtungen aufbricht, ist zeitgleich der Beginn der „Performance Kunst – kurz: Performance“. Zunächst in den USA wird ‚Performance‘ zu einer Sammelbezeichnung der künstlerischen Aktivitäten, die über den üblichen Kontext der „Performing Arts“ (Darstellenden Künste) und der „Visual Arts“ (Bildenden Künste) hinausgehen. Performance in Form von ‚Happenings‘, ‚Body Art‘, ‚Live Art Events‘, ‚FLUXUS-Aktionen‘, ‚Auto-Destructive Art‘ und vielem mehr wird – oft auch im öffentlichen Raum – zum künstlerischen Ereignis jenseits von Malerei und Bildhauerei.

„Die Forschung schreibt der Performance verschiedene Traditionen zu – entsprechend unterschiedlich treten Affinitäten zu anderen Ausdrucksmedien hervor. Bereits der Begriff Performance wird im angelsächsischen Sprachraum anders verstanden als im deutschen, denn dort steht mehr das theatrale Ereignis im Vordergrund, wie wir es heute verstärkt bei der Tanzperformance finden. Vorläufer für die Performance gibt es bereits in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts im Rahmen futuristischer, dadaistischer und surrealistischer Kunst- und Ausstellungsprojekte. Künstler oder von ihnen engagierte Darsteller führen, meist in ungewöhnlicher äußerer Erscheinung oder Kostümierung, Aktionen aus.

Die Bauhaus-Bühne, mit Farbe, Licht, Klang, Kostüm und Körperausdruck experimentierend, findet ihre Fortführung in Gruppenaktionen, die in theatralen Veranstaltungen oder Happenings münden. Beispiele hierfür sind bereits in den 1950er Jahren die multimedial angelegten Veranstaltungen um John Cage am Black Mountain Collage. Als wegweisend gelten besonders die künstlerischen Ansätze von Antonin Artaud, Oskar Schlemmer (Raumbehandlung, Synthese der Künste) oder Alwin Nikolais (Projektionen auf Raumflächen und agierenden Körpern).“

Quelle: Linares, M.: „Performance – an den Grenzen der Bildlichkeit“, kunsttexte.de, 04/2014, S. 1, online unter: Performance, aufgerufen am 10.05.2021

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Jarin dragnev1991 klanica LIMES AGONIAE 1CC BY-SA 4.0

Beeinflusst auch durch Dada oder die Konzeptkunst wird ‚Performance Art‘ dann in den siebziger Jahren in den USA von Künstlern wie Allan Kaprow verstärkt als Antithese zum Theater formuliert und zunehmend als konzeptuell eigenständige Kunstform verstanden. In einer ‚Performance Art‘ dieser Ausprägung sollte ein künstlerisches Ereignis nie in der gleichen Weise wiederholt werden und nie die Struktur eines Stückes darstellender Kunst haben. Die Überwindung jeglicher Regelästhetik geht mit der ‚Performance Art‘ einher, und die Performance Art überwindet damit auch die traditionelle Auffassung, dass nur dauerhafte, werthaltige, materielle, transportable und verkäufliche Objekte, etwa Gemälde und Skulpturen, relevante Kunst sind.

Für den so definierte Kunststil wird die Kurzform „Performance “, im Sinne von „Kunstperformance“, in die deutsche Sprache übernommen.

Eine sehr ausführliche Einführung in Performance Art, die Geschichte seit 1945 und viele Beispiele finden sich in einem veröffentlichten Vortrag von Thomas Dreher: Perfromance Art nach 1945

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