Bei den Recherchen zu Le Fauconnier, den ich vorgestern an dieser Stelle vorgestellt habe, bin ich auf einen Artikel in der Neuen Züricher Zeitung gestoßen, in dem Le Fauconnier am Rand erwähnt wird. Der Artikel führt in die, im vergangenen Jahr in Basel stattgefundene Ausstellung „Kosmos Kubismus“ ein und schildert dabei die Entstehung des Kubismus Anfang des letzten Jahrhundert:
„Fernande Olivier, Picassos Lebensgefährtin, die er 1909 aller Wahrscheinlichkeit nach im Akt erfasste, diente ihm in jenem Jahr verschiedentlich als Modell. Damals hatte er mit ihr die Sommermonate in Horta de Ebro (heute Horta de Sant Joan) verbracht. … Endlich gelingt Picasso, was sich seit 1907 vorbereitet hat: eine radikale Hinwendung zur Abstraktion durch die Auflösung des Bildthemas in stereometrische Formen. … Die Auflösung des Bildes in einzelne Farbfelder inspirierte nicht nur Picasso, sondern auch Braque. Freilich erreichen die Bilder beider in dieser Frühphase nie das Niveau des Meisters. Sie verhalten sich wie die Etüde zum finalen Konzert. Indem die beiden Maler, einander antreibend, aber weiter voranstreben, wird die Türe aufgestoßen zu jenem Kubismus, der zunächst Form auflöst und gleichzeitig Buchstaben und Zeichen, Collagen und Assemblagen bildwürdig macht. Braque, der als Dekorationsmaler begann, war für Typografie besonders empfänglich. Interessanterweise belegen die in der Ausstellung vereinigten Werke, dass sich – kaum hatte sich das Bild aufzulösen begonnen und waren formale Aspekte ganz in den Vordergrund getreten – mittels der Buchstaben sofort wieder Inhalte einschlichen, kryptisch zwar, aber doch voller Assoziationsangebote.“

Der Kubismus wird „… sehr rasch in seiner revolutionären Ausrichtung erkannt. Zahlreiche andere Künstler wie Robert Delaunay oder Albert Gleizes springen auf den Zug auf, der allerdings in seiner Hauptbewegung mit dem Ersten Weltkrieg allmählich ins Stocken gerät und sich ab 1917 in andere Stilrichtungen zu wandeln beginnt. Da hatten ihn sich auch schon mittelmässigere Künstler wie Henri Le Fauconnier («Überfluss»; 1910/11) zu eigen gemacht, allerdings eher von seiner barock-überschwänglichen als von seiner analytischen Seite her.“
Quelle: Axel Christoph Gampp, „Die Auflösung des Bildes – der Kubismus war eine Revolution“, Neue Züricher Zeitung, 10.05.2019, online unter: https://www.nzz.ch/feuilleton/eine-ausstellung-in-basel, aufgerufen am 09.08.20
Informationen zur Ausstellung im vergangenen Jahr in Basel unter: Kosmos Kubismus
Danke für die Erinnerung an die Basler Ausstellung, die mir letztes Jahr im April sehr gefiel.
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Bitte sehr! War tatsächlich eine besondere Ausstellung. Liebe Grüße Lars
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