Der italienische Kurator und bekannteste Botschafter der italienischen Gegenwartskunst, Germano Celant, ist im April an den Folgen von Covid-19 gestorben. Ich habe ihn vorgestern als Gründungsvater der Arte Povera Bewegung vorgestellt. Im monopol-magazin ist ein Nachruf erschienen. Hier ein Auszug:
„Sagt nicht, dass ich die Arte Povera erfunden habe. Es ist ein so weiter Begriff, der besagt gar nichts“, hat Germano Celant mal gesagt – nicht ohne Koketterie. Doch natürlich wird sein Name ewig mit Italiens einflussreichster Kunstbewegung seit dem Zweiten Weltkrieg verbunden sein. Im September 1967 verwendete der Kritiker und Kurator diesen Begriff zum ersten Mal, als er in seiner Heimatstadt Genua eine Ausstellung mit den Künstlern Alighiero Boetti, Luciano Fabro, Jannis Kounellis, Pino Pascali, Giulio Paolini und Emilio Prini zeigte. Im November des gleichen Jahres führte er das Konzept in einem Artikel in der italienischen Kunstzeitschrift „Flash Art“ aus, den er kämpferisch „Arte Povera – Notitzen für eine Guerilla“ nannte.
Während gleichzeitig die amerikanische Pop-Art die frisch geborene Konsumgesellschaft in poppigen Farben umarmen wollte, sollte ihr italienisches Gegenstück dem Konsumismus etwas entgegensetzen. Celants Schützlinge arbeiteten mit archaischen Materialien wie unbehauenem Stein, Holz oder Stoff und kombinierten diese mit Gegenwartsmarkern wie Neon (Mario Merz) oder Spiegeln (Michelangelo Pistoletto); sie nahmen Tendenzen von Minimalismus und Konzeptkunst auf und drehten sie weiter.
Celant beschrieb sie mit ihren Readymades und ihrer hintersinnigen Ironie sehr treffend als Erben Marcel Duchamps. Es war eine Zeit, in der ganz Italien beständig von der Revolution sprach, sogar ein geborener Dandy wie Celant konnte nicht anders.“
Quelle: Buhr, E.: „Kurator Germano Celant stirbt an Covid-19, Botschafter der italienischen Gegenwartskunst“, monopol-magazin-online, 29.04.2020, online unter: https://www.monopol-magazin.de/kurator-germano-celant, aufgerufen am 30.04.2020