Robert Schad und das Kruzifix von Fátima

Vorgestern habe ich den zeitgenössischen Bildhauer Robert Schad vorgestellt. Vor einigen Tagen wurde der Künstler im SWR sehr ausführlich interviewt. Hier der Link zu dem spannenden Interview, dass einen tiefen Einblick in die Welt des Robert Schad gibt: SWR 2 -Zeitgenossen – Robert Schad. Im Interview erzählt Robert Schad auch von der Entstehung des Kruzifixes in Fátima, seines wohl bekanntesten Werkes. Es ist wohl das weltweite höchste Kruzifix und erhebt sich auf dem zentralen Platz der Pilgerstätte in Portugal.

Robert Schad, Kruzifix, 2007 Fátima
(c) Therese Clutario from Geneva, Switzerland, Fatima Portugal Robert Schad, zugeschitten, CC BY 2.0

Hier nochmal eine Einführung in Werk des Künstlers, entnommen von seinem Webauftritt: Robert Schads „… Werke spiegeln vielschichtige Aspekte der Themen Mensch, Natur, Architektur, (Lebens-)Raum wider und berühren essentielle Überlegungen im Zusammenhang mit unserer heutigen Gesellschaft, in der Werte zunehmend in Frage gestellt werden beziehungsweise sich zu verflüchtigen scheinen. Schad ist bestrebt, mit seinen abstrakten Formfindungen, Urkräfte freizusetzen und existenzielle Erfahrungen mitzuteilen. Dabei verwendet er keine Naturmaterialien, sondern Stahl, das den industriellen Fortschritt verkörpert, aus dem in der Regel Maschinen, architektonische Stützkonstruktionen und Waffen hergestellt werden. Aus einer dialogischen Grundhaltung heraus stellt er seine Arbeit immer wieder aufs Neue hinsichtlich ihrer Relevanz und Aktualität auf den Prüfstand und schöpft daraus jene Energie, die kreative Prozesse forciert.

Die Linie und ihre körperliche Bewegung im Raum ist das Hauptthema von Robert Schads Arbeiten. Stehend, liegend, balancierend, immer scheinen die filigran in die Höhe ragenden oder kompakt zusammengeballten Formgebilde in Bewegung zu sein. Es sind Linien aus Stahl, ruhig und grazil in den Raum geschrieben, bedrohlich verdichtet oder locker aufeinander bezogen, die unbestimmte Räume in konkret erfahrbare Orte verwandeln. Als Rauminszenierungen gestalten sie den Außen- und den Innenraum, den Naturraum, den musealen und urbanen Raum oder den Kirchenraum neu und erlauben vielschichtige Wahrnehmungen. Spannungen entladen sich. Die stählernen Linien berühren zuweilen nur an wenigen Stellen den Boden. Ohne Anfang und Ende bewegen sie sich auf- und abwärts im Raum, beschreiben unregelmäßige Formen, die Ein- und Durchblicke sichtbar werden lassen.

Linie und Raum als künstlerische Ausdrucksmittel bestimmen auch die Wandarbeiten. In verschiedene Richtungen lassen sich ausschnitthaft aufgefasste, labyrinthartige Wegenetze virtuell fortsetzen. Trotz angedeuteter Grenzen und geschlossener Felder dominiert die Offenheit. Linien aus Stahl von unterschiedlicher Länge verlaufen beispielsweise in vertikaler und horizontaler Richtung – gegeneinander nach oben und nach unten verschoben –, wobei die Abstände variieren. Dynamik kommt ins Spiel. Parallel zu den plastischen Werken entstehen großformatige, teilweise mehrteilige Schwarzweißzeichnungen in Lack auf Stahlblech, die sich als autonome Kunstwerke neben den raumgreifenden Formfindungen aus Stahl behaupten. …

Im Mittelpunkt der künstlerischen Auseinandersetzung von Robert Schad steht das dialogische Zusammenspiel gegensätzlicher Kräfte. Die Suche nach der Verbindung von scheinbar Unvereinbarem treibt seine Arbeit voran. Seine Plastiken wirken zugleich offen und geschlossen, bewegt und statisch, leicht und schwer, instabil und stabil. Das hängt nicht zuletzt mit der Beschaffenheit des verwendeten Materials und der Art der Bearbeitung durch den Künstler zusammen. Alle seine Plastiken – die Wand- und Bodenstücke, die Einzelwerke und die mehrteiligen Arbeiten, die weit in den Raum ausgreifenden Großplastiken im Innen- und Außenraum sowie die auf Sockeln präsentierten Kleinplastiken – sind aus massivem Vierkanstahl von 45 mm bis 160 mm Durchmesser gearbeitet, wobei der Querschnitt der kleinsten Einheit durch das Maß seiner Hand vorgegeben ist.

Quelle: Annette Reich, „Warum Stahl? Linien im Raum von Robert Schad“, online unter: http://robertschad.eu/de/information/, aufegrufen am 22.02.20

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