Ein roter Punkt auf einer weißen Leinwand. Moderne Kunst! Kunst? Ich habe einen kurzen Auszug über Max Bills Verständnis von der Abbildung von Wirklichkeit in einem Kunstwerk gefunden:
„Wer Wirklichkeit abbilden will, muss abstrahieren. Will man künstlerische Materialien darlegen, beschäftigt man sich mit Konkretion. Max Bill hat zu diesem scheinbar unauslöslichen Widerspruch ein einleuchtendes Beispiel formuliert: ein roter Akzent auf einer weißen Leinwand. Abstraktion kann er sein als Darstellung eines Sonnenaufgangs im Nebel. Konkretion ist er als roter Akzent. Als Punkt, der durch seine Größe, seine Farbe, sein Verhältnis zur Fläche eine künstliche Realität zum Ausdruck bringt. Das Kunstwerk schafft sich also eine eigene, eine neue Wirklichkeit, mit deren Hilfe die Wahrnehmung der bisher erfahrenen Wirklichkeit ergänzt und verändert werden kann. Die Wahrnehmung wird sozusagen selbst ins Auge gefasst, weil der Prozess des Wahrnehmens nicht abgelenkt wird durch das Wiedererkennen des außerbildlichen Gegenstandes. Das Erschrecken vor dem Nichts, das ja in den meisten Fällen bedeutet, Erschrecken davor, nichts Gegenständliches erkennen zu können, löst sich auf in der Konzentration auf das Kunstwerk und seine Ausdrucksmittel und in der Beobachtung und Reflexion des eigenen Wahrnehmungsprozesses.“
Quelle: Christina Weiss, „Die Leere – das Schweigen- die Stille“, in: Komparatistik als Humanwissenschaft, Hrsg.: Monika Schmitz-Emans u.a., Würzburg, 2008, S. 399; siehe auch: Max Bill, „vom sinn der begriffe in der neuen kunst und einleitung“, in: konkrete kunst: 50 jahre entwicklung, katalog helmhaus zürich, 1960
poahhh ja geht rein … ich hoffe „das SELST“ oder „das ICH“ kommt dabei nicht zu kurz 😉
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Danke! Ich lerne so viel bei Dir. Lieber wissbegieriger Gruss, Karin
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