Eine Ausstellung im 2017/2018 im Museum für zeitgenössische Kunst in Nîmes mit dem Titel „Supports/Surfaces : Les origines 1966-1970“ ehrt die Künstler der Supports/Surfaces Gruppe und zeigt – in dem die wichtigste Ausstellung der Gruppe im Jahre 1970 wieder in Erinnerung gebracht wird – erneut, wie ihre innovativen Ansätze die Kunstwelt beeinflusst haben.

Im September 1970 wird im Musée d’Art in Paris eine Ausstellung mit dem Titel Supports/Surfaces eröffnet. Der Titel der Ausstellung, der schlussendlich auch der Titel der Künstlergruppe ist, haben die Künstler selbst gewählt, um ihrer gemeinsamen Einstellung zur Kunst und zur Praxis ihrer Arbeit einen Namen zu geben. Die Künstler, die Anfang der 1970er Jahre gemeinsam ausstellen sind André-Pierre Arnal, Vincent Bioulès, Louis Cane, Marc Devade, Daniel Dezeuze, Noël Dolla, Toni Grand, Bernard Pagès, Jean-Pierre Pincemin, Patrick Saytour, André Valensi und Claude Viallat. Sie bildeten eine der letzten Avantgarde-Bewegungen, zeitgleich mit Arte Povera in Italien und Land Art in den USA. Obwohl sich fast alle der zwölf Künstler als ‚Maler‘ bezeichnen, verunsichern sie die Betrachter ihrer Werke damit, dass sie sich weder an die Vorgaben und Standardformen eines Keilrahmens orientieren, noch nur die bekannten Maluntergründe nutzen und noch viel weniger die bekannten Maltechniken einsetzen, um ihre Werke zu ‚malen‘.
Um diese kurzlebige, aber wichtige Künstlergruppe zu verstehen, ist es notwendig, jene vier Jahre der Auseinandersetzung, Konfrontation und Opposition zu erforschen, die zu den 1970 ausgestellten Werken der Gruppe in der Supports/Surfaces Ausstellung geführt haben. Dies war eine Zeit außergewöhnlichen künstlerischen Aufschwungs in einem Moment großer sozialer und politischer Umwälzungen, die in den politischen Ereignissen 1969 ihren Höhepunkt erreichten. Die „Dekonstruktion“ des Gemäldes widerspricht den Techniken, die die Künstler erlernt haben. Die noch jungen Künstlerinnen und Künstler dieser Zeit teilten den Wunsch, sich von den Konventionen, viereckigen Leinwänden und geschlossenen Räumen der Malerei zu lösen und ihre Arbeit als Künstler neu zu verorten. Dennoch wird dieser Neuverortung für die Künstler, die Supports/Surfaces gründen, nicht als Endpunkt der Kunst, sondern als eine neue Richtung für die Bildpraxis verstanden. Sie lösen die Leinwände von den Keilrahmen, schneiden sie zu oder aus. Sie zerreißen Papier und Leinwände, kleben und nähen die Fetzen später wieder zusammen. Motive spielen so gut wie keine Rolle, oft wird mit der All-Over Technik gearbeitet, bei der dasselbe, meist einfache Motiv wieder und wieder auf eine Oberfläche aufgebracht wird. Prozesse wie die Wiederholung des Motives, befreien das Werk von einer Komposition. Die Verwendung von Prägen oder Falten oder das Eintauchen in Farbe verbinden wiederum die Produktion von Form und Farbe mit der Materialität des Trägers. Dreidimensionale, bespannte Keilrahmen, die in den Raum hineinragen, manifestieren die Überwindung des geschlossenen Raumes des Bildobjektes.
Nach der Loslösung vom Bildobjekt experimentieren die Supports/Surfaces Künstler mit neuen Formen der Werkpräsentation, losgelöst von den üblichen künstlerischen Konventionen. Im Sommer 1970 legen sie ihre Werke in Dorfstraßen und an Stränden aus, sodass sie Teil der Landschaft werden und den traditionellen Gegensatz zwischen Natur und Kultur herausfordern. Als sie an herkömmliche Ausstellungsorte in Galerien und Museen zurückkehren, versuchen sie, mit ihren Werken, den Raum zu gestalten und somit den Raum in den Mittelpunkt der Aufmerksamkeit der Betrchter zu stellen.
Einige weitere Informationen zur Ausstellung in Nîmes: Supports/Surfaces
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