Hans Haacke und der Artivismus

In meiner Reihe von wichtigen Konzeptkünstler soll zu mindestens ein deutscher Konzeptkünstler von Weltruf vorgestellt werden: Hans Haacke: Hans Haacke hat den modernen ‚Artivismus‘ als politische Strategie für Konzeptkünstler erfunden. Artivismus versteht sich dabei als die Verbindung von performativer Kunst mit aktiven politischen Engagement. Er versucht, durch künstlerische, überraschende Ideen, Menschen emotional und rational anzusprechen und so auf vermeintliche gesellschaftliche und politische Missstände hinzuweisen.

Hans Haackes Arbeiten beispielsweise intervenieren, durch den Raum des Museums, der Galerie oder des öffentlichen Raumes, um den Einfluss von Unternehmen auf die Gesellschaft anzuprangern und die vermeintliche Heuchelei liberaler Institutionen zu enthüllen, die sich von Gelder von Interessengruppen beeinflussen lassen. Diese Arbeit zielen vor allem aber auch darauf ab, die versuchte Ablenkung von schädlichen Geschäftspraktiken durch philanthropisches Engagement von Unternehmen in der Kunst – Aufbau eigener Sammlungen, Spenden von Unternehmen an Kunstmuseen, …- , anzuprangern. Hans Haacke vertritt durchgängig in seinem Lebenswerk die kritische Ansicht über Museen und Kunstgalerien, die aus seiner Sicht häufig von wohlhabenden Schichten zum Zweck der Manipulation und Verführung der Öffentlichkeit instrumentalisiert lassen.

Einführung in eine Ausstellung von Hans Haacke im Zentralinstitut für Kunstgeschichte, 2019

Hans Haacke studiert Ende der fünfziger Jahre an der Staatlichen Werkakademie in Kassel und anschließend in Philadelphia. Zwischen 1967 und 2002 arbeitet er als Kunstprofessor in New York.

„1998 verlieh ihm die Bauhaus-Universität Weimar die Ehrendoktorwürde. Er lebt und arbeitet seit 1965 in New York. Schon Haackes frühe Arbeiten als Konzeptkünstler thematisierten Systeme und Prozesse. Er stellte in seinen Werken auch Interaktionen zwischen physischen und biologischen Systemen, Tieren, Pflanzen und Zuständen von Wasser und Wind dar (vgl. Condensation Cube, 1963–1965). Manche seiner Ansätze bewegten sich in Richtung der Land Art. Später wandte er sich mehr sozio- und kunstpolitischen Perspektiven zu.

Die spektakuläre Absage seiner geplanten Personale im Solomon R. Guggenheim Museum in New York im Jahr 1971, sechs Wochen vor der Eröffnung durch dessen damaligen Direktor Thomas Messer, machte Haackes Arbeit Shapolsky et al. Manhattan Real Estate Holdings, A Real Time Social System, as of May 1, 1971, die sich mit Immobilienbesitz und -spekulationen beschäftigt, zur Ikone der politischen Konzeptkunst. Die Leitung argumentierte sinngemäß, dass es sich dabei um eine spezifisch soziale Studie handle, die nicht Kunst sei. Spekuliert wurde immer wieder über Verstrickungen einzelner Trustees des Guggenheim Museums in die dokumentierten Immobiliengeschäfte. Der Kurator der Ausstellung, Edward Frey, der sich mit Haacke solidarisierte, wurde entlassen.

1974 eckte Haacke in Köln an: Er dokumentierte die Provenienz Édouard Manets Spargelbündel, den Ankauf für die Kölner Sammlung auf Initiative des damaligen Fördervereinsvorsitzenden Hermann Josef Abs und dessen Rolle im Dritten Reich. Diese Dokumentation wurde vom Direktor des Wallraf-Richartz-Museums zur Projekt 74-Schau – mit dem vielsagenden Motto Kunst bleibt Kunst – nicht zugelassen.

Seit den späten 1980er Jahren bediente sich Haacke zunehmend der Malerei und großer skulpturaler Installationen. Anlässlich seiner Ausstellung in der Londoner Tate Gallery 1988 wurde unter anderem ein Porträt der Premierministerin Margaret Thatcher gezeigt, das in „Nebenrollen“ die bekannten Kunstmäzene Maurice and Charles Saatchi präsentierte.

Haackes umstrittenes Gemälde eines rauchenden Cowboys von 1990 verwandelte ein klassisches Picasso-Bild in eine Zigarettenwerbung. Die Arbeit konnte auch als Reaktion auf die finanzielle Unterstützung der 1990er Kubismus-Ausstellung des Museum of Modern Art durch den Tabakkonzern Phillip Morris verstanden werden.“

Quelle dieses Zitates ist der lesenswerte Wikipediaeintrag zum Künstler: Hans Haacke

Hans Haacke wird 2020 mit dem Kaiserring der Stadt Goslar ausgezeichnet. Dazu in den kommenden Tagen mehr.

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