Noch einmal zu Verena Loewensberg, der bedeutendsten Künstlerin der Zürcher Schule der Konkreten: Zu ihrem 100. Geburtstag findet 2012 eine große Retrospektive im Kunstmuseum Wintherthur statt. Ihr Lebenswerk als Mitglied der Zürcher Schule der Konkreten, als Künstlerin und Mitbegründerin der Künstlergruppe Allianz wird in der großen Ausstellung gewürdigt. In einer Einführung zur Ausstellung in der Zürcher Neuen Zeitung habe ich eine eingehende Beschreibung über die mathematischen, geometrischen Methoden der Konkreten Kunst und Verena Loewensbergs Umgang damit gefunden – hier ein Auszug:

Quelle: WikiArt, (c) FairUse
Konkrete Kunst greift „… auf bestimmte Methoden zurück, etwa auf die Progression, also die Vergrößerung eines Elementes in klar definierten Schritten, auf Teilungen der Fläche in Intervallen oder auf den Einsatz der Farben auf der Basis des Farbspektrums oder der Komplementarität.
Auch bei Loewensbergs Gemälden stößt man auf rhythmische Abläufe, auf regelhafte Strukturen. Sucht man nach den dahinterliegenden Gesetzmäßigkeiten, kommt man allerdings nicht weiter, denn im Unterschied zu dem Bildaufbau, wie er etwa bei Loewensbergs Mentor Max Bill anzutreffen war, agierte die Künstlerin unberechenbarer. Sie konstruierte ein Bild keineswegs, wie sonst weithin üblich, vom Inneren her, sondern entwickelte oftmals die Formen von den Rändern aus, ließ Linien und Vektoren ihre Richtung wechseln, wenn diese an die Peripherie stießen. Auch ging sie bei den Grundlagen ihrer Konstruktion nicht von den einfachen Reihen gerader Zahlen aus, sondern favorisierte häufig die Primzahl Sieben. Oftmals passierte es, dass sie in ihren Arbeiten verschiedene logische Vorgänge überblendete, so dass sie schließlich nicht mehr zu entwirren und erkennen sind. Loewensberg verhinderte auf diese Weise die Langeweile, die sich mit allzu regelmäßigen, berechenbaren Strukturen einstellen würde. Deshalb halten so viele ihrer Bilder die Balance zwischen Kontemplation und Reizung des Betrachters.
Max Bill schrieb einmal: «Das Ziel der Konkreten Kunst ist es, Gegenstände für den geistigen Gebrauch zu entwickeln, ähnlich wie der Mensch sich Gegenstände schafft für den materiellen Gebrauch.» Wenn man das Wechselspiel aus Reizung und Kontemplation als geistiges Bedürfnis anerkennt – hat Loewensbergs Œuvre zweifellos einen hohen Gebrauchswert.“
Quelle: Christian Saehrendt „Die tägliche Dosis Form und Farbe“ 21.6.2012, unter: https://www.nzz.ch/feuilleton/kunst_architektur/die-taegliche-dosis-form-und-farbe-1.17260775
Hier noch ein Link zur damaligen Ausstellung in Winterthur: http://www.kmw.ch/ausstellung/verena-loewensberg-retrospektive/
Und noch der Link zu WikiArt mit jede Menge Werke von Verena Loewensberg: Verena Loewensberg
https://www.wikiart.org/de/verena-loewensberg