Die Werke des in Fulda geborene Franz Erhard Walther sind meist interaktiv. Sie laden den Betrachter ein, damit zu spielen und zu experimentieren, um immer neue Sinneseindrücke zu erlangen. Der Betrachter wird somit zum Bestandteil der Installationen und Objekte. Dem mehrfachen documenta Teilnehmer und Gewinner des goldenen Löwens bei der Biennale in Venedig ist nun eine Einzelausstellung in München gewidmet. Das Haus der Kunst zeigt bis Anfang August diesen Jahres Werke von Franz Erhard Walther: Shifting Perspectives

„Franz Erhard Walthers Werk steht im Kontext der Entgrenzungsstrategien der Kunst der 1960er-Jahre, in denen die Auffassung des Kunstwerks als materielles Objekt zugunsten eines erweiterten Kunst- und Werkbegriffs aufgegeben wurde. In Happenings, Aktionen und Performances etwa wurden vorherrschende Kategorien wie Kunstwerk und Autor in Frage gestellt. Dabei vertraten die Künstler den Anspruch, Kunst als Erfahrung, als Teilhabe an einem Ereignis oder Prozess zu vermitteln. Die Hierarchie zwischen Künstler und Rezipient sollte aufgelöst und so die Kunst demokratisiert werden.
Greifbar wurde diese Haltung schon in Walthers 1. Werksatz aus den Jahren 1963 bis 1969. Er besteht aus einer 58-teiligen Serie so genannter Handlungsobjekte aus textilen Materialien und wurde 1969 erstmals im New Yorker Museum of Modern Art (MoMA) präsentiert. Unter „Handlungsobjekten“ verstand Walther von ihm konzipierte Gegenstände, die Rezipienten dazu verleiten sollten, Handlungen zu vollführen. So konnte man sich die Objekte etwa umlegen, in sie hinein laufen, sich in sie legen oder auf sie stellen. Begleitet wurde der 1. Werksatz von über 5.000 Werkzeichnungen und Diagrammen, die als Wegweiser dienten, wie man sich den Gegenständen nähern kann. Statt klassischer Kunstwerke sollten Kommunikationsobjekte oder Handlungsobjekte präsentiert werden, welche dem Rezipienten unmittelbare, elementare Erfahrungen ermöglichen. Erstmalig hat Walther mit seiner Definition von Kunst den Betrachter zum Werkvollender erklärt. Er stellte die Gleichung auf: erweiterter Kunstbegriff + Handlung (des Rezipienten) = Werk.“
Quelle dieses Textes ist eine Einführung in eine Ausstellung im Ludwig Forum in Aachen im Jahre 2017 – Handlung denken; alle Informationen zur Ausstellung in München mit einer weiteren Einführung in die Kunst von Franz Erhard Walther unter Shifting Perspectives
Und hier noch ein Link zu einem interessanten Beitrag zur Entstehung dieser besonderen Ausstellung: Franz Erhard Walther
Viel Spaß in München!