Marc Chagall

Wenn man sich mit russischen Avantgarde auseinandersetzt, dann kommt man an Marc Chagall nicht vorbei – neben Kasimir Malewitsch bestimmt einer der bekanntesten russischen Künstler überhaupt.

Marc Chagall wird in der Nähe der weißrussischen Stadt Witebsk als Sohn russisch-jüdischer Eltern geboren. Sein religöses Elternhaus und die mystische biblische Welt seiner Kindheit bilden die Grundlage seiner frühen Arbeiten. Nach seinem Studium an der kaiserlichen Kunstakademie und nach einer künstlerischen Auseinandersetzung mit mit französischen Malern wie Paul Cezanne, Paul Gauguin oder Vincent van Gogh, findet Marc Chagall seinen eigenen Stil. Seine erste Einzelausstellung findet bereits 1914 in der Berliner Galerie „Sturm“ statt – Marc Chagall ist zu diesem Zeitpunkt erst 27 Jahre alt.

Es zieht in fortan ins damalige weltweite Zentrum der Künste und so wird er Mitglied der ersten Schule von Paris. Die ‚Schule von Paris‘ „… gilt als Sammelbegriff für vorrangig ausländische Künstler, die nach 1900 bis zum Anfang des 2. Weltkrieges nach Paris kamen, um von der französischen Kunst zu lernen und an den Akademien zu studieren oder ihre Kunst zu verkaufen. Neben Chagall sind noch in diesem Zusammenhang die russischen Künstler Natalia Gontscharowa und Michail Larionow oder der Rumäne Constantin Brancusi zu erwähnen.

Er begegnete den Malern Robert Delaunay, Albert Gleizes, Fernand Lèger, Henri Matisse und den Dichtern Guillaume Apollinaire, Max Jacob und Blaise Cendrars. Mit Apollinaire, Cendrars, Delaunay, Matisse und Léger verband ihn bald eine besondere Freundschaft und es zum künstlerischen Austausch. 1937 wurde Chagall französischer Staatsbürger.

Marc Chagall,
Larry from Charlottetown, PEI, Canada, Detail from ceiling of Garnier Opera, Paris (7179080926)CC BY 2.0

… Im Nationalsozialismus wurden 57 seiner Arbeiten aus verschiedenen Sammlungen entfernt; ein paar von ihnen wurden 1937 in der Ausstellung über „entartete Kunst“ ausgestellt. … Chagalls Bild „Die weiße Kreuzigung“ drückte seine Furcht vor der im nationalsozialistischen Deutschland praktizierten Judenverfolgung aus, die in Teilen auch auf Frankreich übergriff. Nach dem Ausbruch des 2. Weltkrieges zog Chagall mit seiner Familie aus Angst vor einer möglichen Verhaftung und Deportation nach Südfrankreich über. Als sich Chagall in Marseille aufhielt, wurde er von der Polizei verhaftet. Nur dank einer Intervention der USA konnte eine Auslieferung an deutsche Behörden verhindert werden. Dann nahm er eine Einladung des Museums of Modern Art in New York an und siedelte in die USA über.

Der 2. Weltkrieg und die Judenverfolgung ließ ihn innerlich nicht los, was seine in dieser Zeit entstandenen Bilder wie „Der Krieg“ oder „Die Kreuzigung in Gelb“ zeigten. Außerdem widmete er sich in seiner Kunst Motiven seiner Heimatstadt Witebsk. … Im Jahre 1946 wurde im Museum of Modern Art in New York eine Ausstellung über Chagall mit dem Schwerpunkt der Arbeiten aus den letzten vier Jahren eröffnet. Eine Anschlussausstellung fand in Chicago statt. Ein Jahr später gab eine retrospektivische Ausstellung im Musee d’Art moderne in Paris; dieselbe Ausstellung ging 1948 nach zunächst nach Amsterdam und dann in die Tate Gallery nach London. Dies festigte seine Stellung in Europa und den USA als einer der führenden Künstler der Avantgarde.

Marc Chagall hinterließ der Menschheit ein riesiges Gesamtwerk. Er gilt als spezifischer Künstler, der sich nur schwer in idealtypischer Weise einem bestimmten Kunststil zuordnen lässt. Von verschiedener Seite wird er oft dem Expressionismus zugeordnet. In Paris wurde Chagall durch die Farbenpracht des Fauvismus und die abstrakt scheinende Malweise des Kubismus geprägt. … Sein persönliches Umfeld, seine Heimatstadt Witebsk, Motive aus der Bibel sowie aus dem Zirkus sind Hauptthemen seines künstlerischen Schaffens. Sowohl in seinen Bildern als auch in den Mosaiken, Fenstern und Theaterkulissen tauchen diese Symbole regelmäßig auf. Seine Werke drehen sich um große Ereignisse im Leben eines einzelnen Menschen; Geburt, Trauer, Liebe, Heirat und Tod finden sich in allen von Chagalls verschiedenen Schaffensphasen.“

Quelle: Michael Lausberg, ‚Zum 30. Todestag Marc Chagalls‘, Hagalil-Online, unter: http://www.hagalil.com/2015/03/chagall-2/, 25.03.2015, aufgerufen am 02.08.2019

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