Max Bill kommt wohl das Verdienst zu, die konkrete Kunst systematisiert zu haben. Er geht zwar nicht so weit wie Richard Paul Lohse, der bereits in den frühen vierziger Jahren damit beginnt, ganze modulare und serielle Systeme zu entwickeln, aber trotzdem hat er die Konkrete Kunst entscheidend verändert: Im Vergleich zu seinen Vorgängern – ob Piet Mondrian oder Theo van Doesburg –, die die Elemente ihrer Bilder noch mehr oder weniger aus einer Intuition heraus zusammenstellen, systematisiert Max Bill seine Formen. Die Werke werden systematisch und mathematisch: Er verlangt von der Konkreten Kunst eine systematische und logisch nachvollziehbare Anordnung von geometrischen Formen, zum Beispiel durch Ausnutzung mathematischer oder geometrischer Zusammenhänge.

Manuel Schmalstieg, Karl Gerstner Capital layout grid, CC BY-SA 4.0
Karl Gerstner, ein Nachfolger der Zürcher Konkreten beschreibt die Entwicklung in der modernen Kunst und damit auch der Konkreten Kunst, die Max Bill mit seiner Systematisierung beeinflusst, so:
„Die erste Phase der Malerei unseres Jahrhunderts besteht in der Entdeckung der Elemente, sozusagen der Worte zu einer neuen Bildsprache, deren unmittelbare Harmonie zugleich Inhalt und Ausdruck ist.
Die zweite Phase gilt der Grammatik der neuen Sprache, deren Ordnung und deren universeller Gesetzmäßigkeit. Hier ist die mittlere Generation maßgeblich engagiert. Hier sind die Möglichkeiten gegeben, und hier sind auch Resultate von in ihrer Art wieder echten Pionierleistungen entstanden.“
Quelle: Karl Gerstner, „Kunst seit Mondrian“, in: Zeitschrift: Das Werk: Architektur und Kunst = L’oeuvre : architecture et art, Band (Jahr): 45, 1958, Heft 2: Zur Situation von Architektur und Kunst, S. 65
Zu Karl Gerstner, einem erfolgreichen Konkreten Künstler, Werbegestalter und Grafikdesginer bei Gelegenheit einmal mehr. Hier schon mal der Link zu seiner Webseite: Karl Gerstner
Gerstners Beschreibung ist aufschlussreich. Die Elemente und die Grammatik einer neuen Sprache wurden entwickelt. Nun aber …. kommt die Frage auf, was man mit dieser Sprache ausdrücken möchte: nach Inhalten also. Und damit hört die Kunst dann auf, „konkret“ zu sein. Oder sehe ich das falsch?
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… das Verdienst 🙂
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