Das hyperbarocke Eingeständnis der Schwäche: Phantasie

Vor einigen Tagen habe ich bereits einen kleinen Auszug aus den theoretischen Überlegungen Theo van Doesburgs bezüglich abstrakter und konkreter Kunst vorgestellt. Dabei habe ich erläutert, dass im Verständnis Theo van Doesburgs, ein Kunstwerk nicht mehr mit den Fingern, sondern mit dem Verstand erschaffen wird.

Der Verstand steht im Zentrum aller Überlegungen und ist für ihn der Ausgangspunkt für die Konkrete Kunst – „nur der Verstand erschafft“.

„An die Stelle einer ‚künstlerischen‘ Handschrift rückt Denken und Messen, das dem anbrechenden Zeitalter als jenem der ‚Gewissheit und daher der Perfektion‘ gemäß ist. ‚Die meisten Maler arbeiten wie Zuckerbäcker oder Putzmacher. Wir dagegen arbeiten auf der Grundlage von (euklidischer und nichteuklidischer) Mathematik und Wissenschaft, d.h. mit intellektuellen Mitteln‘. Überwunden werden soll damit alles, was jenseits des Verstandes liegt, vor allem ‚jenes hyperbarocke Eingeständnis der Schwäche: Phantasie‘

counter-composition-v-1924

Theo van Doesburg, Counter -Composition V, 1924, (c) gemeinfrei

Kunst darf in diesem Verständnis keine Spur menschlichen Gemachtseins zeigen, keine Ungenauigkeit, keine Unschlüssigkeit, keine Unvollendetheit. Das Ziel, das durch konkrete Kunst, verstanden als Verstärkung der abstrakten Kunst, erreicht werden sollte, war Klarheit, die die Grundlage einer neuen Kultur sein sollte.“

Quelle: Ästhetische Grundbegriffe: Historisches Wörterbuch in sieben Bänden, hrsg. von Karlheinz Barck u.a., Springer Verlag, Stuttgart, 2005, S. 20.

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