Ljubow Popowa – Impressionistin, Futuristin, Konstruktivistin

Ljubow Popowa wächst in einem russischen Dorf auf, kommt später zum Abitur nach Moskau und nimmt dort auch 1907 ihr Studium der Literatur auf. Während des Literaturstudiums besucht sie allerdings auch Zeichen- und Malkurse bei renommierten russischen Malern. Sie malt eine Reihe von Portraits und Landschaftsbildern, die zunächst noch vom Impressionismus geprägt sind.

Ab 1909 unternimmt Ljubow Popowa eine Reihe von Reisen, die sie durchs russische Reich bringen, aber auch nach Italien, wo sie sich insbesondere mit den Fresken Giottos auseinandersetzt, die sie nachhaltig beeindrucken. Zurück in Moskau eröffnet sie 1911 ihr erstes eigenes Atelier, bevor sie im Jahr darauf erstmals nach Paris geht.

Ihr Lebenswerk ist geprägt „…vom großen Bedürfnis nach einer eigenständigen bildnerischen Sprache und nach Botschaften aus westlichen Einflüssen und östlichen Wurzeln. Ljubow Popowa, die Großbürgertochter, lernte auf Reisen im eigenen Land die Kultur Alt-Rußlands kennen, bevor sie 1912 in Paris kubistische Malerei studierte, unter anderem bei Jean Metzinger. Die Bekanntschaft mit Picassos aufsehenerregenden Bildern hatte sie bereits zu Hause bei Moskauer Sammlern machen können. Und wie andere russische Künstlerinnen und Künstler ihrer Generation war sie damals mindestens so fasziniert von den Ideen der italienischen Futuristen. Mehr noch, sie fuhr nach Italien und bewunderte dort die Malerei der Renaissance. Das hatten die meisten ihrer Kollegen bereits hinter sich gelassen, bevor sie es kennenlernten.

… Malerische Probleme teilte Ljubow Popowa mit anderen – etwa die Bewältigung der kubistischen Formzersplitterung oder der räumlichen Bewegung der Form auf der Fläche. „Malerische Architektur“, so betitelte sie selber viele ihrer späten Bilder, entfaltete sie auf ihre Weise; zuletzt stoßen dynamische Linienkonstruktionen in den Raum vor.

Die Popowa, die in ihren schriftlichen Äußerungen zum eigenen Tun so nüchtern, so präzise formbewußt … schuf sich eine eigene, von satter Farbigkeit und handfester Plastizität geprägte Bildwelt. Wie in dem hier abgebildeten Relief der „Kanne auf dem Tisch“ von 1915 ist Schönheit in ihrem Werk stets wie mit Händen zu greifen. Lebendig und sicher führte sie die Form vom Abbild gegenständlicher Welt in die Abstraktion – zu neuen, heute eher gesamteuropäisch anmutenden Ufern.“

Quelle: Zeit-Online: ‚ Malerische Architekturen‘ vom 01.11.1991, unter: https://www.zeit.de/1991/45/malerische-architekturen aufgerufen am 17.06.2018

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Ljubow Popowa, Kanne auf dem Tisch, 1915, Public Domain

Ljubow Popowa wird zu einer zentralen Figur der russischen Avantgarde und speziell des Konstruktivismus. Nachdem sie 1924 sehr früh an Scharlach stirbt, gerät ihr Werk zunächst fast in Vergessenheit, wird aber nach dem zweiten Weltkrieg von griechischen Sammler George Costakis wiederentdeckt und seitdem der Bedeutung entsprechend in Ausstellungen immer wieder gewürdigt.

Eine ganze Reihe weiterer Werke der Künstlerin bei WikiArt: Ljubow Popowa

 

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