Typografie und Konkrete Kunst

Die Typografie und die Konkrete Kunst sind eng miteinander verbunden. Die Formsprache der Konkreten Künstler war immer wieder Inspiration für angewandte Grafik und Typografie. Eine ganze Reihe von Konkreten Künstler, insbesondere die der Schule der Zürcher Konkreten, haben als Werbe-, Gebrauchsgrafiker oder Typografen begonnen, ehe sie sich der Konkreten Kunst verschrieben. Andere bleiben ihr Leben lang eng mit der Grafik und Typografie verbunden. Als Beispiele mögen hier Richard Paul Lohse, Max Bill, Carlo Vivarelli oder Gottfried Honegger angeführt werden.

typografie_konkretekunst

Specimen of types by the typeface designer Adrian Frutiger
FrutigerFaces, Public Domain

„Die Typografie ist seit Gutenberg eine gestalterische Disziplin, die zugunsten des Publikums in hohem Masse nach kompositorischer Ordnung und Klarheit verlangt. Insofern hat die konstruktive Kunst in der Typografie eine Vorläuferin. In der Deutschschweiz existierten mit den Kunstgewerbeschulen zwar Institute für angewandte Kunst, aber keine Kunstakademien. Als alternative Stätten des formalen Experimentierens spielten deshalb die Ateliers der noch jungen Werbebranche eine für die Entwicklung der visuellen Kultur der Schweiz nicht zu unterschätzende Rolle.

… Die an der Entwicklung der Kunst interessierten jungen Grafiker dieser und anderer Ateliers ließen die über verschiedene Kanäle bekannt gewordenen Kreationen der deutschen, holländischen und russischen Avantgarden umgehend in ihre eigenen werbegrafischen Entwürfe einfließen. Die ansprechenden Resultate, die so entstanden, fanden bald über die Landesgrenze hinaus Beachtung. … Die Anerkennung galt in der Regel der kompositorischen Beherrschung des zweidimensionalen Raumes, dem «Layout», wie man später sagen sollte. Das Entwickeln typografischer Rastersysteme gilt seither international als schweizerisches Steckenpferd. Von der Warte der Typografie aus betrachtet, scheint das «Layout» im Werk dieser konstruktiv entwerfenden Maler-Grafiker so etwas wie der Angelpunkt zwischen angewandter und freier Kunst zu sein.“

Quelle: Christoph Bignens, „Die Objektivierung der Mittel“, 13.09.2002, Neue Zürcher Zeitung Online, unter: https://www.nzz.ch/article8CHVO-1.423378, aufgerufen am 13.01.2018

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