… und dann ist da ja auch noch der deutsche Pavillon: Ein Künstlerin, Maria Eichhorn, die keine Interviews gibt, die ihre Kunst als institutionskritische Konzeptkunst bezeichnet und die sich in ihrem Projekt Relocating a Structure im Deutscher Pavillon mit der wechselvollen Geschichte genau dieses Deutschen Pavillons seit den Anfängen der Biennale ebenso auseinandersetzt, wie mit der widerständigen Rolle der Kunst bei der Situierung gesellschaftlicher Verhältnisse.
Der Kurator des deutschen Pavillon, Yilmaz Dziewior, beschreibt das Werk folgendermaßen „Der Titel des künstlerischen Projekts von Maria Eichhorn – Relocating a Structure – kann im übertragenen Sinn gedeutet werden. Denn das ,Verrücken von Strukturen’ in neue Zusammenhänge stellt nicht nur einen Bezug zur Architektur und zur Geschichte des Pavillons her, sondern verweist auch auf grundlegende Fragen menschlicher Existenz und ethischer Verantwortung.” Der Kommentartor im folgenden Film des Bayrischen Rundfunks zum Deutschen Pavillon beschreibt das Werk mit irgendwo zwischen „Forschung, Technik und Volkshochschule“.
Tatsächlich erschließt sich das Kunstwerk nicht ohne ausführliche Erklärung: Löcher im Boden, der Putz der Wände abgeschlagen, scheinbar willkürlich freigelegte Bauteile … nüchtern, kalt, langweilig. Und, wenn das Licht richtig steht, dann sieht man „… auch weiße Buchstaben. Sie benennen, was da freigelegt wurde: Stellen, an denen sichtbar ist, wo die Nationalsozialisten am Werk waren. Denn auch wenn der Pavillon im Jahr 1938 in seiner Massivität durch und durch als Repräsentant des Reichs dastand, hatten die von Joseph Goebbels beauftragten Architekten doch nur hastig den klassizistischen Vorgänger des Landes Bayern aus dem Jahr 1909 umgebaut. Das Dach angehoben, Säle zu Hallen vereinigt, Türen erweitert und das Parkett durch Marmorfliesen ersetzt. Dort, wo zierliche Säulen am Eingang den Kunst-Tempel markierten, ragten danach wuchtige, mit hellem Stein vertäfelte Pilaster auf.“
Ich kann wenig mit dieser institutionellen Konzeptionskunst anfangen und einmal mehr habe ich mich gefragt, ob eine Biennale, mit den vielen, spannenden aktuellen Themen, die in zeitgenössische Kunstwerke einfließen, ein geeigneter Ort ist, um sich mit Vergangenheitsbewältigung deutscher und bayrischer Geschichte zu befassen, die darüber hinaus noch so komplex in ein Kunstwerk verpackt ist, dass man seitenweise Erklärungen benötigt.
Der Link zur Webseite des deutschen Pavillons: Maria Eichhorn – Biennale 22; Quelle des obigen Zitates und eine Beschreibung des deutschen Pavillons: Catrin Lorch, ‚Was der Putz erzählt‘, Süddeutsche Zeitung, 22.04.22, online unter https://www.sueddeutsche.de/kultur/kunst-biennale-venedig-deutscher-pavillon und dann sei noch auf einen lesenswerten Artikel zum Deutschen Pavillon (und einiger anderer Pavillon) in Der Welt verwiesen: Biennale 22