Die Hauptvertreter der Zürcher Konkreten – Max Bill, Richard Lohse, Verena Loewensberg und Camille Graeser – unterscheiden sich nicht nur hinsichtlich ihrer künstlerischen Vorgeschichte, sondern auch in ihrem Alter. Camille Graeser gehört einer Generation von Künstlern an, die um 1890 geboren werden (wie beispielsweise auch der Gründer der Allianz, Leo Leuppi oder Johannes Itten), während Verena Loewensberg erst 20 Jahre nach Camille Graser 1912 zur Welt kommt und damit nur wenig jünger ist als Max Bill und Anton Stankowski. Die Verbindung der vier Hauptvertreter ergibt sich zunächst aus ihrem Wohnort, der gemeinsamen Hinwendung zur gegenstandslosen Malerei und der Mitgliedschaft in der Allianz. „Dazu kommen verbindende Interessen wie das am Neuen Bauen und bei allen eine Gegnerschaft zum deutschen Faschismus. Biil und Lohse, beide auch theoriebildend und schreibend, haben zudem berufliche Gemeinsamkeiten durch die von beiden mit großem Engagement betriebene Gebrauchsgrafik, die sie zu Pionieren der Neuen Schweizer Grafik macht. Wobei diese grafische Richtung über den Konstruktivismus weit hinausgeht und zu ihren Pionieren mindestens eine Person gehört, ohne die es die vorgeblichen Zürcher Konkreten so nicht gegeben hätte, eine Person, die auch biografisch einen Zusammenhang zwischen … den genannten vier herstellt. Es ist hier die Rede von Anton Stankowski, der zwischen 1930 und 1933 Kontakt zunächst mit Lohse, bald aber auch mit Bill und Loewensberg hat.

Anton Stankowski, 1906 in Gelsenkirchen geboren, wird 1929 von Max Dalang an seine Werbeagentur in Zürich gerufen, wo Arbeiten Stankowskis ab 1930 nachgewiesen werden können. Hier lernt er Richard Paul Lohse“ kennen und kommt in Kontakt mit den Zürcher Konkreten. Der Kontakt bleibt so eng, dass er selbst nach seiner Ausweisung aus der Schweiz 1933 in Kontakt bleibt und sich künstlerisch mit den Schweizern auseinandersetzt.
Quelle: Jörg Stürzebecher, „Die Zürcher Konkreten – ein Mythos“, in: Die Konkrete Idee – Konkrete Kunst als ideengeschichtliche Entwicklung, Hrsg.: Museum für Konkrete Kunst, Wienand Verlag , Köln, S. 34f.