Theo van Doesburg und die konstruiert Bewegung

Von den Kühen vor einigen Tagen zu den Tänzern heute. Wieder eine Abstraktion einhergehend mit einer Konstruktion von Bewegung.

„Van Doesburgs Tanz-Bilder wiesen von Beginn an strenge Gestaltungselemente auf, die auf Reduktion, Objektivität und Statik beruhten. Tänzerinnen, Tanz I und Tanz II sind z.B. ausschließlich aus reinen geometrischen Formen wie Dreiecken und Halbkugeln aufgebaut, die sich voneinander versetzt um eine Mittelachse gruppieren. Van Doesburg arbeitete … mit geometrischen Formkontrasten…

Zwischen 1917 und 1918 begann sich in van Doesburgs Werk ein konkretes Schema von Bewegungsdarstellung abzuzeichnen, das für alle nachfolgenden Bilder als Konstruktionsplan fungieren sollte… Dazu verfolgte er zunächst eine weitere Reduktion der Formen, bis hin zur geradezu puristischen Verwendung ausschließlich vertikaler und horizontaler Striche … Die Dynamikinterpretation anhand der Diagonalen musste verständlicherweise wegfallen. Die ausschließliche Verwendung der Vertikalen und Horizontalen entspricht der Bildung des größtmöglichen Formkontrasts, was zum einen für das auf das Elementare reduzierte Stijlsche Harmonieprinzip wichtig war und zum anderen den größtmöglichen Spielraum für Bewegung schaffte. Dieser bildete ein Grundelement in van Doesburgs Konzept, das Joost Baljeu folgendermaßen anschaulich beschrieb: Er ging [von einem] ‚Hyperkubus’ aus, dessen Flächen, und somit dessen feste Struktur, er auflöste, indem er die Seitenlinien voneinander abtrennte. Eine Räumlichkeit war nun nicht mehr definiert und die Linien befanden sich frei schwebend, wobei zwischen ihnen der maximale Bewegungsspielraum entstanden war. Das Verfahren beabsichtigte die Auflösung von Räumen, um eine bewegte Durchdringung des Bildes zu ermöglichen, was Baljeu als „Durchströmung“ bezeichnete. Um diese nicht zu unterbrechen, arbeitete van Doesburg ausschließlich mit freien Linien und vermied starre Flächen und Körper.

Quelle: Ulla Schrägle; „Das Tanzmotiv bei Gino Severini, Theo van Doesburg und Man Ray“, LMU-Publikationen / Geschichts- und Kunstwissenschaften Nr. 8 (2003), S. 58-67, online unter: http://www.golob-gm.si/, aufgerufen am 21.09.2018

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