Die Bedeutung von Carlos Cruz-Diez für die Kunstszene in Venezuela und darüber hinaus inzwischen auf der ganzen Welt ist immens. Über die Bekanntheit des Künstlers und seiner Werke in Asien habe ich vor einigen Tagen geschrieben. Hier noch ein Auszug aus einem Artikel zum 90. Geburtstag des Künstlers mit einer Würdigung seines Werkes:
„Carlos Cruz-Diez lebt für die Farbe. Die Form ist in seinen Werken eher ein Statist – sie stützt die Inszenierung, bestimmt sie aber nicht. Der venezolanische Künstler hat ganze Fassaden erobert, Parks mit bemusterten Wegen ausgestattet, sogar Polster für Kinosäle gestaltet…

Andrés E. Azpúrua from El valle de balas, Vzla, Carlos Cruz-Díez Caracas, CC BY-SA 2.0
Was Diego Rivera und der Muralismus für Mexiko sind, sind die Kinetic Art und Carlos Cruz-Diez für Venezuela. Seine Werke können, in einer weniger eng gefassten Einordnung, als Beitrag zur Op Art der 60er verstanden werden, eine Ästhetik, die den Betrachter förmlich mit geometrischen Mustern und Farbfeldern in die Kunst hineinzog. Cruz-Diez‘ Objekte und Installationen verändern sich mit der individuellen Auseinandersetzung. Seine als Physiochromie zusammengefassten Werke etwa bestehen aus schmalen, verschieden hohen Streifen, die zu einem großen Format aneinandergesetzt werden. Die Flächen ihrer drei sichtbaren Seiten sind unterschiedlich coloriert. Es ist nicht das Bild selbst, das sich bewegt, aber mit jedem Perspektivwechsel des Betrachters verändert sich seine Wirkung. Linien lösen sich auf, Flächen verändern sich in ihren Nuancen. Cruz-Diez befreit die Farbe. Von ihren Geschichten, von jeglicher Konnotation. Die Farbe wird zur Situation…
Begonnen hat Carlos-Cruz in der Werbeindustrie. 1923 in Venezuela geboren, studiert er an der Kunsthochschule Caracas und arbeitet zunächst als Designer und Illustrator. Doch auch wenn er sich immer mehr der unabhängigen künstlerischen Arbeit widmet: Seine professionellen Ursprünge lassen sich stets an der klaren Konzeption und der grafischen Umsetzung ablesen. Er bringt Zebrastreifen mit Moiré-Effekten in den Stadtraum; … Das Modeimperium Prada hat zwölf Fassaden seiner Boutiquen als Hommage an Cruz-Diez gestaltet, …
Carlos Cruz-Diez ist mit seinen Installationen nicht nur in den Galerien, sondern auch weltweit im urbanen Raum vertreten. Dass er auch in seinem Heimatland über sechs Jahrzehnte künstlerischen Schaffens ungebrochene Popularität genießt, liegt vielleicht auch daran, dass politische Inhalte von seiner Arbeit unberührt bleiben. Sein künstlerischer Schwerpunkt ist schlichtweg die Emotionen auslösende Ästhetik. „In meiner Arbeit gib es keine Zufälle, alles ist durchdacht, kodiert und chiffriert. Freiheit und Gefühl sind nur Teil meiner Arbeit, wenn es darum geht, Farben zu kombinieren.“ Die Carlos-Cruz-Stiftung, die sich dem Erhalt, der Entwicklung und der Erforschung seiner Arbeiten widmet, nennt ihn „einen der bedeutenden Denker der Farbe im 20. Jahrhundert“. Wer seine Kunst erlebt hat, wird dieser Einordnung nichts entgegen zu setzen haben.“
Quelle: Tanja Pabelick, Im Inneren des Regenbogens, dear-magazin, 15.02.2013, unter: https://www.dear-magazin.de/stories/Im-Innern-des-Regenbogens_10293425.html, aufgerufen am: 30.06.2018
Ich hab die Ausstellung in Ingolstadt gesehen – wahrlich beeindruckend!
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