Ein letztes mal zu Sol LeWitt – für mich der interessanteste Künstler der Konzeptkunst:
Sol LeWitt bezeichnet seine dreidimensionalen Arbeiten als ‚Strukturen‘. Er beginnt mit geometrischen, lackierten Körpern aus Holz zu arbeiten, entscheidet sich dann in der Mitte der sechziger Jahre die bis dato geschlossenen Körper bis auf eine innere Struktur freizulegen. Diese offenen ‚Skelette‘ von geometrischen Körpern – Kuben, Würfeln, … – werden zu seinem Markenzeichen. Neben Holz kommt Stahl und Aluminium zum Einsatz. Die ‚Strukturen‘ werden zunehmend größer und in den siebziger Jahren präsentiert Sol LeWitt dann erste Strukturen im öffentlichen Raum. In den achtziger Jahren kehrt er zurück zu den geschlossenen, geometrischen Körpern und beginnt mit Beton zu experimentieren. Die Betonblöcke ordnet er in Türmen oder Mauern an und so entstehen in diesen Jahren eine Vielzahl von Betonblockskulpturen im öffentlichen Raum – wie die hier gezeigte Skulptur im Yorkshire Skulpturenpark:

Sheila Thomson, 100519971 IMG 0052, CC BY 2.0
Mindestens genauso wichtig wie die plastischen Strukturen, sind für Sol LeWitt die zweidimensionalen Umsetzungen von Strukturen in Wandbildern. Ende der sechziger Jahre beginnt er mit der Erstellung von Anweisungen und Skizzen für die Herstellung von Wandzeichnungen. Er zeichnet viele davon mit den unterschiedlichsten Materialen – Bleistift, Tuschen, … – selbst auf Wände, viel wichtiger ist ihm aber, dass Dritte die Wandzeichnungen nach seinen Anweisungen ausführen können. Bis zum heutigen Tag werden die Wandbilder des Künstlers nach dessen Anleitungen gemalt, in Ausstellungen gezeigt und danach wieder entfernt. Sol LeWitt stellt damit die ‚Idee‘ oder die ‚Anleitung‘ in den Mittelpunkt und erklärt, dass die Besonderheit dieser Wandzeichnungen darin liegt, dass sie niemals gleich sind, da jeder seine Anleitungen anders versteht und die Linien unterschiedlich zeichnet. Wer eine ‚Wandzeichnung‘ von Sol LeWitt kauft, erwirbt ein Zertifikat, zu dem eine Anleitung gehört.
„On a wall surface, any continous stretch of wall, using a hard pencil, place fifty points at random. The points should be evenly distributed over the area of the wall. All of the points should be connected be straight lines“
Sol LeWitt, Anleitung einer Wandzeichnung, Boston Museum
„Sol LeWitts Methoden, Linien, Formen, Blöcke und andere einfache Elemente zu verwenden, machen ihn zu einer Schlüsselfigur in der minimalistischen Kunst. Sein primäres Erbe ist jedoch seine entscheidende Rolle bei der Entwicklung der Konzeptkunst. Er glaubt, dass Konzepte und Ideen die Substanz der Kunst sind, nicht das letzte Stück, das geschaffen wird. Er besteht auch darauf, dass es in der Kunst nicht um etwas Besonderes geht. Diese Ideen unterscheiden Sol LeWitt von der romantischen und emotionalen Arbeit der abstrakten Expressionisten.“
Sol LeWitts 1967 im ArtForum veröffentlichter Aufsatz „Paragraphs on Conceptual Art“ ist eine definierende Aussage für die Bewegung; Darin schrieb er: „Die Idee wird zur Maschine, die die Kunst macht.“
Quelle des obigen Zitates und eine wirklich lesenswerte Biographie des Künstlers findet sich bei Greenlane: Sol Le Witt
Hier noch ein Link zur einer Ausstellung von Wandbildern des Künstlers im Centre Pompidou in Metz mit jede Menge weiterer Informationen zu den Wandbildern: Sol LeWitt