Viele kennen den italienischen Künstler Michelangelo Pistoletto wegen seiner Werke mit Spiegeln, die den bloßen Betrachter eines Werkes in einen Schöpfer verwandeln und ihn einladen, in den kreativen Prozess einzutreten. Aber Michelangelo Pistolettos Kunst geht über das Sichtbare hinaus und wird zu einer Idee, einem Konzept, einem Projekt: Der Maler und Bildhauer Michelangelo Pistoletto gilt als einer der wichtigsten, lebenden italienischen Künstler und Hauptvertreter der Arte Povera.

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Seine ersten Schritte in die Kunstwelt unternimmt er nach dem Weltkrieg in der Restaurierungswerkstatt seines Vaters in Turin. Dort arbeitet er bis Ende der fünfziger Jahre. In diesen Jahren fertigt Michelangelo Pistoletto dann auch erste Malereien – oft Selbstportraits – und figurative Werke an.
Später besucht er, neben der Arbeit als Restaurator, eine Werbeschule. Die Arbeit als Restaurator und die Ausbildung zum Werbenden hinterlassen prägende Erfahrungen und bilden zukünftig die Grundlage seiner Kunst: Einerseits Aufmerksamkeit und Liebe zum Detail, andererseits die Fähigkeit, einen tiefen Gedanken mit einem einzigen Werk und sofort zu übermitteln.
In den sechziger Jahren experimentiert Michelangelo Pistoletto mit den bereits erwähnten Spiegeln. Insbesondere die zwischen 1961 und 1962 entstehenden „Spiegelbilder“ sind von grundlegender Bedeutung für ihn: Es handelt sich um fotografische Bilder in Originalgröße, die auf Seidenpapier auf einer reflektierenden Oberfläche gezeigt und überstrichen werden. Der Betrachter des Werkes, der sie anschaut und sich im Spiegel reflektiert, wird ein aktiver Teil des künstlerischen Schaffens.
Das berühmteste Werk von Michelangelo Pistoletto hat jedoch nichts mit Spiegeln zu tun: Es ist die ‚Venus der Lumpen‘, die 1967 entsteht und zu einem Hauptwerk der Arte Povera wird. Zwischen den späten siebziger und achtziger Jahren befasst sich Michelangelo Pistoletto mit klassischer Skulpturen. Er fertigt Abgüsse dieser Skulpturen an und verwendet diese, um sie von ihrem ursprünglichen Kontext her zu abstrahieren.
Für Michelangelo Pistoletto lässt sich Kunst niemals auf den einfachen Prozess des technischen Schaffens zurückführen, sondern ist mit komplexen Ideen verbunden, die sie zum Förderer von Initiativen macht. Im Sinne dieser Überzeugung gründet Michelangelo Pistoletto die Künstlerinitiative ZOO, später die Initiative Segno Arte und 1998 in Biella die „Cittadellarte“, ein großes Kreativlabor, an dem junge Künstler aus allen Bereichen der Kreativität (Musik, Literatur, Mode, Design, Theater usw.) beteiligt sind. Die Stadt wird zum Treffpunkt für Ausstellungen, Konferenzen, Tagungen und Debatten, ist aber vor allem ein Ort, an dem Künstler Standpunkte und Ideen austauschen können.
Jede Menge weitere Informationen zum Künstler auf dessen Webseite: Michelangelo Pistoletto. Alles zur Fondazione Michelangelo Pistoletto und der von ihm gegründeten Cittadellarte: http://www.cittadellarte.it/
Eine empfehlenswerte Einführung in das Leben und Werk des Künstlers in Kunstdunst – das Kunstmagazin aus Berlin: Michelangelo Pistoletto