Weiter in den 80ern: In dieser Dekade erweitert die Konkrete Kunst ihre klassischen Prinzipien der Geometrie, Rationalität und grundsätzlichen Gegenstandlosigkeit um neue Themen und Konzepte, die sie an die zeitgenössische Kunstentwicklung anpassen. Während traditionelle Vertreter der Konkreten Kunst vor allem auf formale Strenge, harmonische Proportionen und reine Farben setzen, beginnen Künstlerinnen und Künstler in diesen Jahren jedoch auch damit, soziale, kulturelle und philosophische Fragestellungen einzubeziehen. Dadurch erhält die Bewegung eine größere inhaltliche Tiefe und Relevanz.
Ein zentrales Thema war die Reflexion über Urbanität und gesellschaftliche Strukturen. Künstler wie der bereits erwähnte Peter Halley nutzten geometrische Formen, um die Isolation und Entfremdung in der modernen Gesellschaft zu thematisieren.
Darüber hinaus integrieren viele Künstlerinnen und Künstler der Konkreten Kunst in den achtziger Jahren technologische und industrielle Materialien. Neonröhren, synthetische Farben und industriell gefertigte Oberflächen werden bewusst eingesetzt, um die Ästhetik der modernen Konsumgesellschaft zu reflektieren und kritisch zu hinterfragen. So wird beispielsweise Neonlicht genutzt, um mathematische Muster zu visualisieren und gleichzeitig die Künstlichkeit moderner Lichtreklame zu kommentieren.
Ein weiteres wichtiges Thema ist die Hinterfragung von Ordnung und Chaos. Während die klassische Konkrete Kunst auf mathematischer Harmonie und logischen Strukturen beruht, beginnen Künstlerinnen und Künstler die Ordnungsprinzipien zu dekonstruieren. Sie experimentieren mit asymmetrischen Kompositionen und gestalterischer Unregelmäßigkeit, um die Grenzen von Ordnung und Zufall auszuloten.
Wesentliche Vertreter der Bewegung in den Achtzigern habe ich bereist erwähnt. Ergänzend könnten, neben schon lange etablierten Künstlern wie Max Bill und Richard Paul Lohse noch Künstler wie Heinz Mack und Hartmut Böhm Erwähnung finden. Heinz Mack, bekannt als Mitbegründer der ZERO-Bewegung, setzt in dieser Zeit verstärkt auf Licht und kinetische Elemente, die seiner gegenstandlosen, Konkreten Kunst eine neue Dynamik verleihen.

Quelle: WikiArt, (c) FairUse
Ein weiterer wichtiger Künstler ist Andreas Brandt, dessen Werke durch subtile Farbverläufe und geometrische Strukturen geprägt sind. Rolf Glasmeier experimentiert mit industriellen Materialien und erschafft Reliefs, die die Grenzen zwischen Malerei und Skulptur verschwimmen lassen. Manfred Mohr bringt die digitale Kunst in die Konkrete Kunst mit ein und nutzte Algorithmen zur Erzeugung geometrischer Formen.
Insgesamt führt die Konkrete Kunst in den achtziger Jahren eine konzeptionelle Erweiterung und inhaltliche Vertiefung durch. Sie beginnt ihre klare geometrische Formensprache zu überwinden und öffnet sich zeitgenössischen Themen wie Urbanität, Wahrnehmung, Technologie und philosophischen Fragen nach Ordnung und Chaos.