Carla Accardi – Reise in die Welt der Zeichen

Pietro Consagra, einer der einflussreichsten abstrakten Bildhauer im Nachkriegsitalien, ist 1947 einer der Gründer der Gruppo Forma 1. Sein Atelier in Rom ist Treffpunkt vieler abstrakter Künstler und Marxisten. Die 1924 in Trapani geborene und in Florenz ausgebildete Malerin Carla Accardi ist häufiger Gast bei Pietro Consaga und triff dort auf Gleichgesinnte.

Gemeinsam mit Pietro Consagra, Piero Dorazio, Ugo Attardi, Mino Guerrini, Achille Perilli, Antonio Sanfilippo – den sie später heiratet – und Giulio Turcato unterzeichnet sie 1947 das Manifest der Gruppe, welches unter anderem auch dazu aufruft, die marxistische Politik mit der abstrakten Kunst in Einklang zu bringen. Die erste Ausstellung der Gruppe, wie auch die erste Einzelausstellung von Carla Accardi findet in Rom statt.

Carla Accardi, Negativo-Positivo, 1956
Quelle: Carla Accardi, (c) FairUse

Während ihre frühen Werke insbesondere aus ineinandergreifenden, geometrischen Formen bestehen, beginnt Carla Accardi in den fünfziger Jahren sich zunächst mit dem Kubismus und später dann auch mit konkreter Kunst auseinanderzusetzen. Gefesselt vom de-kompositorischen Charakter des Kubismus, beschreitet Carla Accardi ihren eigenen künstlerischen Weg – sie wendet sich ab von der gegenständlichen Darstellung und tauchte ein in die Poesie des Zeichens. Ihre Werke werden abstrakter, gleichzeitig aber auch wieder erkennbarer und einzigartiger. Sie entwickelt ihren eigenen Stil aus ineinander verschlungenen Zeichen, die sich anziehen und abstoßen. Diese Zeichen bilden eine geheimnisvolle Handschrift, die sowohl abstrakt als auch zweidimensional ist. Der Abstand zwischen Hintergrund und Zeichen verschwindet, die Bildfläche wird zum Raum der puren Expression.

Carla Accardi malte von oben nach unten, zuerst auf Papier, dann auf Leinwand, die sie auf dem Boden auslegte. Fotos zeigen sie oft in gebückter Haltung, am Boden oder an einem Tisch arbeitend. Eine Staffelei benutzt sie nie. Sie suchte nach Freiheit, und ihre Symbole brauchten Raum, um sich grenzenlos entfalten zu können.

Carla Accardis Werke sind nicht nur visuell ansprechend, sondern auch tiefgründig. Sie laden den Betrachter ein, sich auf eine Reise in die Welt der Zeichen zu begeben, eine Welt voller Geheimnisse und Überraschungen. In dieser Welt gibt es für die Italienerin keine Grenzen, nur Freiheit.

Eine ganze Auswahl ihrer Werke im Archivio Accardi Sanfilippo: Carla Accardi

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