Imi Knoebel darf in einer Vorstellung aktueller Positionen nicht fehlen – wenngleich sein Werk vielleicht mehr dem Minimalismus und der konkreten Kunst zuzurechen ist als dem Konstruktivismus. Er gilt auf jeden Fall als einer der zentralen Vertreter der gegenstandslosen Kunst in Deutschland und als Brückenbauer zwischen der Nachkriegsavantgarde und der heutigen konstruktiven Kunst.
Anfang der sechziger Jahren besucht Imi Knoebel die Kunstschule in Darmstadt, wo er Kurse zur strukturalen und konstruktiven Komposition belegt, die nach den Ideen des Bauhaus Vorkurses von Johannes Itten und Lászlo Moholy-Nagy aufgesetzt sind. In Darmstadt trifft er Imi Giese, mit dem er 1964 gemeinsam an die Düsseldorfer Kunstakademie wechselt. Dort sind beide Schüler von Joseph Beuys. Mit Blinky Palermo, einem weiteren Schüler von Joseph Beuys, vereint Imi Knoebel und Imi Giese die Auseinandersetzung mit dem Minimalismus. Während Joseph Beuys mit Symbolen und Erzählungen arbeitet, entscheidet sich Imi Knoebel für das Gegenteil: die Reduktion auf Farbe, Fläche und Form.
Bekannt wird er durch seine frühen Arbeiten mit schlichten Materialien wie Hartfaserplatten, Sperrholz und einfachen Farbanstrichen. Rechtecke, Linien und Farbfelder werden nicht als Dekoration behandelt, sondern als autonome Bildwirklichkeiten. Jede Fläche steht für sich und bildet zugleich Teil eines Systems.
In den siebziger und achtziger Jahren arbeitet Imi Knoebel an Werkreihen, die stark an den Konstruktivismus anknüpft. Er arbeitet mit seriellen Kompositionen, mit Überlagerungen und mit einer strengen Ordnung, die dennoch Spielraum für Nuancen lässt. Besonders seine minimalistische Farbmalerei, die ab den neuziger-Jahren immer stärker in den Vordergrund rückt, zeigt diese Haltung. Leuchtende Primärfarben treffen auf klare Konturen. Seine Werke wirken präzise und doch lebendig, weil die Farben vibrieren, weil die Flächen spannungsvoll zueinanderstehen.
Auch im Raum entfalten seine Arbeiten Wirkung. Installationen, Wandarbeiten oder Serien von Tafeln zeigen, dass der Minsimalismus bei Imi Knoebel nicht starr ist, sondern rhythmisch, dynamisch, beinahe musikalisch. Ordnung wird hier nicht als Einschränkung verstanden, sondern als Möglichkeit, Intensität zu steigern. Imi Knoebel zeigt damit, wie stark die Tradition der konkreten Avantgarde in der Gegenwart fortwirken können. Er überführt die Ideen von Piet Mondrian und der konkreten Kunst in eine Sprache, die bis heute aktuell ist: reduziert, klar, minimalistisch – und voller Farbe.
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