Michael Mattern und die Ästhetik der Technik

Michael Mattern gehört zu den Künstlern, die den Konstruktivismus mit einer ganz eigenen Bildsprache in die Gegenwart tragen. Geboren 1946, arbeitet er seit Jahrzehnten an einer Kunst, die technische Strukturen sichtbar macht – und sie zugleich in poetische Kompositionen verwandelt.

Sein Ansatz wird von dem deutschen Kunsttheoretiker Bazon Brock als „diaphaner Konstruktivismus“ beschrieben: eine Kunst, die durchsichtig wirkt, die Schichten und Prozesse offenlegt, ohne sich in bloße Dekoration zu verlieren. „Der Diaphane Konstruktivismus bezeichnet also das Durchscheinende der Bildwelten Michael Matterns, in denen Bildwissen und Wissensbilder gleichermaßen impliziert sind und die sich mit Technik im äußeren Erscheinungsbild ebenso auseinandersetzen wie mit innerem Entstehungsgeschehen. Brock war es auch, der Matterns Arbeiten in das Quadrat „Duchamp, Léger, Klapheck, Technik“ setzte. Mattern selbst dokumentiert seinen Bezug zur klassischen Moderne über die Auseinandersetzung mit z. B. Piet Mondrian und Roy Lichtenstein, häufiger auch Kandinsky, Malewitsch, in jüngeren Werken, auch gezielt Picasso, Braque, Gris und Delaunay.“

Michael Mattern greift Motive aus der Welt der Maschinen, Apparaturen und technischen Zeichnungen auf. Zahnräder, Schaltkreise, Schaltpläne – all das wird in seiner Malerei zu geometrischen Gebilden, die sich zu klaren, konstruktiven Kompositionen fügen. Doch anstatt die Technik nüchtern zu reproduzieren, verwandelt er sie in ästhetische Strukturen, die eine eigene Logik entwickeln. Der Blick des Betrachtenden pendelt zwischen technischer Präzision und künstlerischer Abstraktion.

Typisch für Michael Mattern ist seine Arbeitsweise. Mit Airbrush, Industriefarben und präzisen Schablonen erzeugt er eine fast perfekte Oberfläche. Das erinnert an die glatte Welt der industriellen Produktion, aber es bleibt immer als Kunstwerk erkennbar. Die Technik wird hier nicht als Bedrohung dargestellt, sondern als ästhetische Ressource. Michael Mattern zeigt, dass auch Maschinenwelten Schönheit besitzen können – wenn man bereit ist, ihre Strukturen zu sehen.

Der Begriff „diaphan“ verweist dabei auf eine besondere Qualität seiner Bilder. Sie wirken durchscheinend, fast transparent, als ob sie innere Funktionsweisen offenlegen. Man könnte sagen: Michael Mattern malt nicht nur Oberflächen, er malt Systeme. Damit fügt er dem Konstruktivismus eine neue Dimension hinzu. Die Ordnung ist hier nicht nur formal, sondern zugleich eine Visualisierung von Prozessen, von Abläufen, von Vernetzungen. Spannend ist, dass seine Werke nie rein illustrativ sind. Auch wenn sie auf technische Motive zurückgehen, entwickeln sie eine Eigenständigkeit. Linien und Flächen treten aus ihrer Funktion heraus und werden Teil einer Komposition, die sich von jeder Maschine löst. Der Konstruktivismus wird so nicht zum Abbild, sondern zum Instrument, das Technik in Kunst verwandelt.

Schutz – Raum – Kunst – Micahel Mattern

In einer Zeit, in der digitale Systeme und technische Netzwerke unseren Alltag bestimmen, wirkt Michael Matterns Kunst hochaktuell. Sie erinnert daran, dass Technik nicht nur benutzt, sondern auch betrachtet werden kann – als visuelle Sprache, die Ordnung und Struktur erfahrbar macht.

Quelle des obigen Zitates und mehr Informationen zum Künstler: Wikipedia – Michael Mattern; noch viel mehr Informationen und aFotos seiner Werke im Webauftritt des Künstlers: Michael Mattern

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