Hendrik Petrus Berlage – 1856 in Amsterdam geboren – studiert in Zürich Architektur und setzt sich während des Studiums und danach ausführlich mit den von Gottfried Semper und Eugène Viollet-le-Duc aufgestellten Theorien über Architektur und Ornamentik auseinander. Gottfried Sempers Forderung nach materialgerechtem Bauen und Eugène Viollet-le-Ducs Betonung der konstruktiven Klarheit finden in Hendrik Petrus Berlage einen leidenschaftlichen Verfechter.

Hendrik Petrus Berlage verbindet diese Lehren mit seinen eigenen Ideen, die sozialdemokratisches Gedankengut vorwegnehmen und – ganz in der Linie der De Stijl Bewegung – radikal und liberal sind. Sie prägen seine Entwürfe für Möbel, Gebrauchsgegenstände, Gebäude, Stadtviertel und Stadtplanung. Funktionale Strenge und klare Strukturen stehen im Vordergrund – alles im Dienst der Gemeinschaft und des Rationalismus. Er ebnet den Weg für architektonische Neuerungen um die Jahrhundertwende. Kühle Sachlichkeit, Industrialisierung, Standardisierung, Komfort und Hygiene – all diese Konzepte finden durch seine Unterstützung zunehmend Akzeptanz in den Niederlanden. Die von Hendrik Petrus Berlage entworfene Amsterdamer Börse – sein wohl bekanntestes Bauwerk – eröffnet 1903 und besticht durch die eindrucksvolle Symbiose von Architektur und bildender Kunst und inspiriert Generation von Künstlern und Architekten.1911 bereist Hendrik Petrus Berlage die USA und lässt sich von Frank Lloyd Wrights Arbeiten faszinieren. Er entwirft ein Museum für die Kunstsammlung des Ehepaars Kröller-Müller, das allerdings nie realisiert wird. Später erhält er den Auftrag ein Museum für moderne Kunst in Den Haag zu entwerfen – das Gemeentemuseum -, dass allerdings erst 1935, ein Jahr nach dem Tod von Hendrik Petrus Berlage, eröffnet wird.