Giuglio Turcato muss Erwähung finden, wenn man über die moderne Kunst Italiens schreibt. Er hat die Kunst, insbesondere nach dem Krieg entscheidend mit geprägt.
Die Vielseitigkeit seines Werkes geht von der Gegenständlichkeit zur Abstraktion, von kubistischen Formen zum eigenen Stil, für den er die Bezeichnung ‚Surrealistische Automatismus‘ verwendet und den er mit einer ‚linar-kalligrafischen‘ – so seine Worte – Malweise umsetzt.
Einer der, neben seine außergewöhnlich vielfältigen Werk, Gründe für die Bekanntheit von Giulio Turcato ist in der Verbindung von künstlerischer Aktivität und lebenslangem politischem Engagement zu sehen, die sein Leben entscheidend geprägt haben. „Die Initialzündung für Turcatos politisches Engagement fiel mit der Gründung der Resistenza, der Widerstandsbewegung gegen das faschistische Regime in Norditalien zusammen. … Durch sein Engagement in der Resistenza knüpfte Turcato Kontakt mit der Italienischen Kommunistischen Partei (PCI) und dem Teil der italienischen Kunstszene, welche dieser nahe stand. Nach dem Ende des zweiten Weltkriegs gründete Turcato im Jahr 1947 in Rom gemeinsam mit sieben aufstrebenden Künstlern die Künstlergruppe Forma 1. In ihrem Manifest propagieren die Künstler eine Verbindung von Marxismus und Formalismus. Mit dieser Haltung [jedoch] widersprechen sie der offiziellen Direktive der PCI, die den Realismus als kommunistische Kunstform … etablieren wollte.
Ein künstlerisches Zeugnis für die einzigartige Verbindung von Kunst und Politik in Turcatos OEuvre ist die 1974 begonnenen Serie Libertà. … Der Grundstein für diese Werkserie wurde in Venedig gelegt, in der Stadt, in der Turcato seine Karriere als Künstler begann. Im Palazzo delle Prigioni, dem gefängnis von Venedig, präsentiert turcato im Sommer 1974 seine Figurengruppe La Libertà incatenate („Die in Ketten gelegten Freiheiten“)

… In einem 1986 geführten Interview erklärt Turcato, dass die vertikale Ausrichtung der Figuren eine bewusst gesetzte Geste zum Himmel dastellt, die als Bewegung der Freiheit interpretiert werden kann. Auf diese Weise gelingt es Turcato, das Thema Freiheit für die abstrakte Kunst fruchtbar zu machen.“
Quelle: Nils Jonas Weber, ‚Giulio Turcato‘, in Katalog zur Ausstellung „Show & Tell, Studierende bieten Einblick in die Privatsammlung Erik Jayme, Hrsg. von Maria Effinger und Henry Keazor, Heidelberg, 2019, S. 136
Eine ganze Reihe von Werken und ausführliche Informationen zum Leben und Wirken des Künstlers finden sich auf der Webseite der Stiftung, die sich um das Erbe des Künstlers kümmert: Giulio Turcato