In weitere Künstler der System Art Bewegung, die mich in diesen Tagen beschäftigt, ist David Saunders. Er studiert zunächst Kunst in Manchester und London – an zwei der renommiertesten Kunsthochschulen des Landes. Schon früh entwickelt er ein Interesse an den Schnittstellen zwischen Kunst, Mathematik und Philosophie – ein Interesse, das sich in seinen späteren Werken deutlich widerspiegelt. Besonders beeinflusst wird er von Künstlern wie Victor Vasarely, Max Bill und Josef Albers, deren Werke sich eben durch eine strenge formale Logik und ein tiefes Verständnis für Farbe und Raum auszeichnen.
Die Kunst von David Saunders zeichnet sich durch eine außergewöhnliche Präzision, Strukturiertheit und ein tiefes konzeptuelles Fundament aus. Im Zentrum seiner Arbeit steht auch bei im die System Art – ein Ansatz, der künstlerische Prozesse als auf Regeln, Logik und mathematischen Prinzipien beruhend versteht. David Saunders verwendet in seinen Werken bewusst systematische Methoden, etwa Reihen, Permutationen oder geometrische Ordnungen, um Kompositionen zu erschaffen, die auf den ersten Blick streng und abstrakt erscheinen, aber bei näherer Betrachtung eine erstaunliche visuelle Tiefe und poetische Qualität entfalten.
Ein zentrales Motiv in den siebziger Jahren in David Saunders’ Werk ist der Kreis. Er taucht immer wieder in seinen Serien auf, oft in sich wiederholenden oder sich verändernden Anordnungen. Dabei nutzt er einfache geometrische Formen – Kreise, Linien, Raster, Quadrate – nicht als bloße dekorative Elemente, sondern als Träger von Bedeutungen und Strukturen. Die Formen stehen in systematischen Beziehungen zueinander, oft als Transformationen oder Ableitungen aus einer Grundform oder einem mathematischen Prinzip.

Die Farbe spielt bei David Saunders eine ebenfalls wichtige, wenn auch subtile Rolle. Seine Farbpaletten sind in den siebziger Jahren meist reduziert – Schwarz, Weiß, Grau und gelegentlich Primärfarben – und folgen in der Regel einem festgelegten System. Ab den achtziger Jahren setzt David Saunders eine breitere Farbpalette ein. Farbe wird aber zunächst nicht emotional oder expressiv eingesetzt, sondern dient als strukturelles Element innerhalb des visuellen Systems.
Charakteristisch ist auch David Saunders’ Interesse an der Kombinatorik – der systematischen Erzeugung von Variationen durch Permutationen von Formen und Farben. In vielen seiner Werkserien experimentiert er mit der Idee, alle möglichen Kombinationen eines bestimmten visuellen Elements zu zeigen. Dadurch entstehen Werkreihen, die fast wissenschaftlich wirken, gleichzeitig aber auch ästhetisch faszinierend sind. Diese Methode unterstreicht sein Interesse an der Idee von Kunst als Erkenntnisprozess.
Ab den 2000er Jahren entwickelt David Saunders seine künstlerische Tätigkeit weiter, in dem er sich von der strikten geometrischen und gegenstandfreien Kunst seiner früheren Systems Group-Periode entfernt. Während zunächst die präzise Ausführung und das Interesse an zugrundeliegenden Strukturen konstant bleiben, beginnt er, neue Wege zur Erzeugung von Formen und Kompositionen zu erkunden. Dies umfasst eine verstärkte Auseinandersetzung mit Kalligraphie und dem bewussten Einbeziehen von Zufallselementen in den kreativen Prozess. Seine Werke dieser Zeit haben daher eine größere organische Qualität und weisen eine subtile Abweichung von rein geometrischen Formen auf. Das Ergebnis ist daher oft weniger vorhersehbar und erlaubt eine größere visuelle Vielfalt. Die Werke laden den Betrachtenden ein, sich auf komplexe Ordnungen einzulassen, das Zusammenspiel von Logik und Ästhetik zu erkunden und die Schönheit in der Struktur zu entdecken.
Jede Menge mehr zum Künstler findet sich in dessen Webauftritt: David Saunders