Ein Künstler, über den ich hier schon oft geschrieben habe, ist der Ire Sean Scully. Anlässlich seines achtzigsten Geburtstags widmet das Bucerius Kunst Forum in Hamburg dem Künstler eine umfassende Retrospektive. Die Ausstellung, die bis zum 2. November zu sehen ist, zeigt Werke aus über sechs Jahrzehnten seines Schaffens.

Sean Scullys bekannteste Arbeiten sind große Gemälde, auf die er mehrschichtig Ölfarbe aufträgt, wodurch eine markante, deutlich sichtbare Textur entsteht. Neben dem starken Farbauftrag und groben Pinselstrichen sind vor allem die Dimension und die Schachbrett-Muster charakteristisch für seine Werke.
Der Charakter der Retrospektive macht sichtbar, wie Sean Scully stets neue Ausdrucksformen nutzt: Während er in den sechziger Jahren noch figurativ, sprich erkennbare Gegenstände, Orte und Personen malt, entwickelt er sich über die Hard-Edge Bewegung mit scharf abgegrenzten Farbflächen zu einem der bedeutendsten ungegenständlichen Künstler der Gegenwart. Die Ausstellung präsentiert neben bekannten Gemälden Scullys einige Wiederentdeckungen, vor allem aus seinem bislang selten ausgestellten Frühwerk. Verbunden mit Geschichten und Anekdoten zu seinen Werken zeigt die Ausstellung, dass die Kunst Scullys trotz ihres ungegenständlichen Charakters nicht unnahbar ist, sondern Geschichten erzählt und bei den Betrachtenden Emotionen und Erinnerungen weckt. Die Themen Sean Scullys sind oft geprägt von einer tiefen Melancholie, großer Freude sowie dem poetischen und philosophischen Nachdenken über das Menschsein, Verlusterfahrungen und Sehnsüchten.
Sean Scully wird 1945 in Dublin geboren und wächst in einem Arbeiterviertel im Süden Londons auf. Nach einer Lehre als Schriftsetzer in einer Druckerei schreibt er sich am Croydon College of Art ein und studiert später an der Newcastle University. Ein Besuch in Marokko im Jahr 1969 wird für ihn prägend. Er entdeckt den „Streifen“ und die „Farbfelder“ in der Kunst für sich. Nach einem Stipendium an der Harvard University Anfang der siebziger Jahre, lässt er sich in New York nieder und beginnt strenge, minimalistische Werke von fast gestenloser Präzision zu schaffen. In den frühen 1980er Jahren löst er sich wieder von der Präzision völlig glatter Farbfelder und sichtbare Spachtelspuren und Pinselstriche finden erneut Eingang in seine Werke, wobei er das Vokabular von Streifen und Blöcken aneinandergrenzender Farben beibehält. Es entstehen großflächige Bilder mit Farbfeldern, die ihn weithin bekannt machen – er gilt heute als einer der bekanntesten zeitgenössischen Künstlern weltweit.
Quelle dieser Einführung und alle Informationen zur Ausstellung: Sean Scully Stories | Bucerius Kunst Forum
Viel Spaß in Hamburg!