Kara Walker und die Scherenschnitte

Weiter in meiner Reihe von Installationskünstlerinnen und -künstlern zur Amerikanerin Kara Walker. Sie zählt zu den bedeutendsten zeitgenössischen Künstlerinnen der USA. Ihre Arbeiten sind nicht gegenstandlos – ganz im Gegenteil: Kara Walker ist bekannt für ihre großformatigen Scherenschnitt-Installationen, die sich kritisch mit Rassismus, Kolonialismus, Geschlechterrollen und Gewalt in der amerikanischen Geschichte auseinandersetzen. Ihr Werk verbindet historische Bildsprache mit provokativen Darstellungen, die tief verwurzelte Stereotype und Machtstrukturen offenlegen.

Kara Walkers künstlerische Laufbahn wird stark von ihrer Kindheit und Jugend geprägt. Ihr Vater, selbst Künstler, fördert ihr kreatives Talent früh. Als sie im Alter von 13 Jahren Anfang der achtziger Jahre mit ihrer Familie nach von Kalifornien nach Georgia zieht, erlebt sie erstmals direkt die Spannungen und die noch immer präsenten Folgen der Rassentrennung im Süden der USA. Diese Erfahrungen beeinflussen später ihr künstlerisches Schaffen.

Kara Walker studiert Malerei und Druckgrafik in Atlanta und schließt 1994 ihren Master of Fine Arts an der Rhode Island School of Design ab. Bereits ein Jahr später erlangt sie mit ihrer ersten großen Ausstellung Gone, An Historical Romance of a Civil War as It Occurred b’tween the Dusky Thighs of One Young Negress and Her Heart (1994) große Aufmerksamkeit. In dieser Arbeit verwendet sie erstmals die Technik des Scherenschnitts, die zu ihrem Markenzeichen wurde. Ihre schwarz-weißen Silhouettenbilder erinnern an historische Illustrationen aus dem 19. Jahrhundert, doch ihre Inhalte sind verstörend: Sie zeigen brutale, oft sexualisierte Darstellungen von Unterdrückung und Gewalt, die die Schattenseiten der amerikanischen Geschichte schonungslos offenlegen. Der Titel des Kunstwerks bezieht sich auf den beliebten Roman „Vom Winde verweht“ von Margaret Mitchell, und die einzelnen Figuren des Tableaus verweisen auf das Märchenuniversum von Walt Disney in den dreißiger Jahren

Ein weiteres bedeutendes Werk ist die monumentale Installation A Subtlety aus dem Jahre 2014, eine riesige Skulptur aus Zucker in Form einer liegenden schwarzen Frau im ehemaligen Domino-Zuckerwerk in Brooklyn. Dieses Werk thematisierte die Verbindung zwischen Sklaverei, Kolonialismus und industrieller Ausbeutung.

Kara Walker hat zahlreiche internationale Ausstellungen bestritten, zuletzt auch in der Schirn Kunsthalle (Kara Walker | SCHIRN KUNSTHALLE FRANKFURT). Heute zählt sie zu den einflussreichsten Künstlerinnen der Gegenwart und lehrt als Professorin an der Columbia University. Ihre Werke provozieren, konfrontieren und zwingen den Betrachtenden, sich mit den dunklen Kapiteln der us-amerikanischen Geschichte auseinanderzusetzen.

Eine ganze Reihe ihre Werke finden sich online auf den Webseiten des Museums of Modern Art: Kara Walker | MoMA; mehr zu ihrer Biografie und viele weiter Fotos ihrer Werke: Kara Walker

Hinterlasse einen Kommentar